10
„Nun senk' ich in die Scheide dich, du meines Schwertes Habe,
Will selbst nun weih'n zum Frieden mich dort an dem heil'gen Grabe:
Es sank der Götzen schnöde Macht durch meinen Arm in Todesnacht, —
Nun mög' er zum Regieren den Friedensstab nur führen!“
Ludwig Liber.
7. Markgraf Otto mit dem Pfeil.
1267—1308.
Otto IV., durch Kriegsmuth und einen unternehmenden Geist
ausgezeichnet, gerieth in eine heftige Fehde mit dem Erzbisthume
Magdeburg, weil man statt seines Bruders einen andern Erzbischof
gewählt hatte. Er zog zum Kampfe gegen den neuen Erzbischof aus,
wurde aber geschlagen, gefangen genommen und in einen eisernen
Käfig gesperrt. Aus dieser schmachvollen Gefangenschaft kaufte ihn
seine treue Gemahlin Hedwig los. Später erneuerte er den Kampf,
war aber nicht glücklicher, als früher. Bei einer Belagerung wurde
er am Kopfe durch einen Pfeil verwundet, den man nicht herausziehen
konnte, woher er den Namen „Otto mit dem FPfeile“ erhielt.
Der Markgraf ist gefangen! Das Wort geht wie ein Brand
Erschreckend durch die Marken, wer schützet nun das Land?
In Magdeburg gehalten wird er im Käfig fest —
Wer rettet nun den Vogel, wer bringt ihn in sein Nest?
Hedwig, des Markgrafs Fraue, die sann wohl früh und spat,
Sie fragt die Herr'n vom Rathe, doch wußten die nicht Rath;
Von Rittern und vom Volke sie gerne Hülfe lieh, —
Es fehlt das Haupt dem Körper, nicht handeln können sie.
Da dacht' die Frau, die treue: Ich fang es selbst wohl an,
Ich will gen Magdeburg ziehen und sehen, was ich kann;
Und zu des Bischofs Füßen sieht man sie dorten knien: —
„Vierhundert Mark des Silbers: Herr Otto mag dann ziehn!“
Das war ein schlimmes Trostwort, schlecht war's damit bestellt;
Die Mark hat g'nug der Steine, doch nie genug an Geld;
Sie hat gar helle Seen, es glänzt der Wälder Grün —
Doch war hier Gold zu suchen stcts ein vergeblich Mühn.