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110. Zwei Berliner, die etwas taugen.
Ein Kandidat der Gottesgelahrtheit stieß auf einem Spaziergange
unvermuthet auf den König. Er wollte ausbiegen, aber es ging nicht
mehr. „Wer seid Ihr?“" rief ihm Friedrich Wilhelm zu. „Kandidat
der Theologie.“ „Woher gebürtig?'“ „Aus Berlin.“ „Die Berliner
taugen nichts!“ „Das ist in der Regel wahr, aber es giebt zwei Ausnah-
men.“ „Ei, das wäre!“ rief der König, über diese Antwort verwun-
dert; „Wer sind diese Beiden?“ „Ew. Majestät und ich!“ erwiederte
der Kandidat mit einer tiefen Verbeugung. Da mußte doch der ernste
König lachen. Er sprach längere Zeit überaus gnädig mit dem jungen
Manne, erkundigte sich nach seiner Familie, ließ ihn aufs Schloß kom-
men, prüfte ihn, und als er fand, daß er Etwas gelernt hatte, gab er
ihm eine einträgliche Pfarre.
Punkt zwölf Uhr ging der König zur Mittagstafel. Zu derselben
wurden, wenn der Hof in Berlin war, fast täglich die fremden Ge-
sandten, mehrere Geheimräthe und Generale geladen, so daß sie ge-
wöhnlich gegen vierzig Personen stark war. Die Gerichte bestanden in
guter Hausmannskost, Suppe, Gemüse, Fleisch, Fische, Kuchen. Theure
Leckerbissen kamen nicht vor. Als besondere Delikatesse wurde zwischen
Ostern und Pfingsten fast täglich eine Schüssel gebackener Frösche auf-
getragen, noch größeren Beifall fanden die Austein, welche in der kalten
Jahreszeit häufig aus Hamburg geschickt wurden. Wenn der König
die Austern aus seinem Beutel bezahlen mußte, aß er für seinen Kopf
nur zwölf; wenn ihn aber die Königin auf das Gericht zu Gaste lud,
so brachte er es zuweilen auf 100 Stück.
111. Ein Gericht Hammelkaldaunen mit Weißkohl.
Auf seinen. Spaziergängen und Jagdparthien sprach der König
zuweilen bei geringen Leuten ein und nahm auch wohl einmal zu Mit-
tag ungebeten mit ihnen vorlieb. Dabel machte er dann nicht selten
interessante Erfahrungen für seine eigene Küche. So lockte ihn eines