Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

172 
demselben erhielten gewöhnlich sechs bis acht Personen, Generale und 
andere höhere Offiziere, Einladungen, doch wurden auch Gelehrte und 
durchreisende Fremde hinzu gezogen; nur der Baron Pöllnitz durfte als 
Stammgast uneingeladen eintreten. Rauchen galt als Gesetz, daher 
der Name. Wer nicht rauchte, wie der alte Dessauer, mußte wenig- 
stens die Pfeisfe in den Mund nehmen. Starke Raucher waren dem 
Monarchen sehr willkommen, wie Stanislaus Lesczinski, der mit dem 
Könige in einer Sitzung mehr als dreißig Pfeifen rauchte. Geraucht 
wurde aus kurzen Thonpfeifen, die in hölzernen Futeralen aufbewahrt 
wurden. Der Tabak, leichte holländische Blätter, befand sich in kleinen 
geflochtenen Körben auf dem Tische. Daneben standen kleine Pfannen 
mit glimmendem Torf zum Anzünden der Pfeifen. Vor jedem Gaste 
stand ein Krug Bier und ein Glas. Auch wurden Butter, Brod, Käse, 
zuweilen gar Schinken und Braten aufgetragen. Auf den Tischen la- 
gen mancherlei Zeitungen. In den Abendgesellschaften legte der König 
seinen strengen Ernst ganz ab und that Niemanden Zwang an. Die 
Unterhaltung war ganz frei und ungebunden; Jeder konnte sagen, wie 
er's meinte; selbst einen derben Scherz nahm der König nicht übel. 
Er hielt gar einen Hofnarren, den Paul Gundling. Der mußte mit 
seinen witzigen Einfällen die Gesellschaft belustigen; übrigens war Gund- 
ling ein kluger Narr und traf bei schwierigen Angelegenheiten oft besser 
den Nagel auf den Kopf, als des Königs Rathgeber. 
115. Die Sparsamkeit des Königs. 
Die Sparsamkeit des Königs erstreckte sich bis auf die kleinsten 
Dinge. Als einmal aus einer kleinen Stadt bei ihm angefragt wurde, 
ob zur Erbauung eines Thorschreiberhauses 613 Thaler zu bewilligen 
seien, antwortete er: „In Potsdam kann ich so ein Haus für 80 Thaler 
bauen, doch 50 will ich geben; sollens mit Lehm bekleben!“ 
Wo aber zu dem wahren Wohle des Landes Ausgaben noth- 
wendig waren, da gab er mit reichen Händen. Mit wahrhaft könig- 
licher Freigebigkeit#errichtete er Armenanstalten. So verdanken ihm 
das große Waisenhaus zu Potsdam, in dem 1500 arme Soldaten- 
kinder erzogen werden, und das große Krankenhaus in Berlin (Charito), 
in welchem bis auf den heutigen Tag Tausende von armen Kranken
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.