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Wenn auf bethaute Wiesen blickt heller Morgenschein,
Wenn rings die Seen funkeln, das sind die Edelstein',
Und wenn im Männerbusen die Treue rein und hold
Ruht, wie im Schacht verborgen: das ist der Marken Gold.
Wo aber ist die Stelle, wer kennt den guten Platz?
Wer hat die Wünschelruthe, und wer erhebt den Schatz?
Herr Otto denkt: Sie halten mich hier im Käfig fest;
O hätt' ich doch zwei Flügel, ich flög' nach meinem Rest.
Hätt' ich ein Schwert zur Seite und einen Pfeil zur Hand,
Ich wollt' den Bischof lehren, ich käm wohl in mein Land.
Vierhundert Mark des Silbers, solch' Schatz im Land nicht ist,
Das wußte wohl der Pfaffe, das ist des Pfafsen List.
Die Markgräfin verkümmert, der Gram sie niederschlug,
Da naht ein Mann, ein treuer, es war der Herr von Buch.
Er hatte nicht zu klagen sehr über Fürstenhuld,
Undank war ihm geworden, jetzt zahlt er seine Schuld.
Der Markgraf ist gefangen, so er zur Fürstin spricht,
Ich hab's vom Volk vernommen, war lang' bei Hofe nicht;
Vierhundert Mark nur braucht es; ich weiß wohl einen Schatz,
Der Markgraf ist gefangen, ich zeige euch den Platz.
Markgraf Johann vertraute mir einst ein gut Stück Geld:
„Ist einst mein Sohn in Nöthen, dann rett’ ihn mit dem Geld.“
Der Markgraf ist gefangen, 's giebt größ'res Unglück nicht,
Nun ist es Zeit zu heben den Schatz, ich halt's für Pflicht.“
Nach Angermünde führt er die Markgräfin gar schnell,
Dort im Gewölb' der Kirche, dort zeiget er die Stell'
Ließ dort die Mauer brechen, hob dort den Schatz heraus. —
Herr Otto war gerettet, der Vogel flog nach Hauf“.
Die Mark hat helle Seen, nicht Gold, nicht Silber fein,
Der Markgraf hat gefunden wohl einen Edelstein.
Ja, wenn im Männerbusen die Treue rein und hold
Ruht, wie im Schacht verborgen, das ist der Marken Gold.
F. Brunold.