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Die Minister, die Generale
Stehn versammelt; herzlich dankt er
Für getreue Dienste ihnen;
Und ermahnet gegen seinen
Erben sie in gleicher Treu.
Feierlich sodann abdankend,
Legt er in des Sohnes Hände
Gänzlich der Regierung Zügel.
Auf das Rührendste ermahnt er
Zu den Pflichten guter Fürsten:
Zur Gerechtigkeit, zur Liebe
Gegen seine Unterthanen,
Und zur Sorgfalt ihn für's Heer.
„Meine Schulden zahle redlich.
Keine andre hinterlass' ich,
Als des Dankes Schuld. Die treuen
Diener lass' dir wohl empfohlen
Sein; besonders thue Liebes
Den hier Gegenwärtigen.“
Drauf gewandt zum alten Fürsten
Leopold, spricht er: „Ihr seid mein
Erster Feldherr; billig schenk ich
Meiner Nosse bestes Euch.“
Vor das Fenster läßt er's führen. —
Daß der selt'nen Stund'“, in welcher
Sich noch einmal ganz des Königs
Wesen ausspricht, auch ein Zug der
Alten Seltsamkeit nicht fehle,
Will der Zufall, daß der Diener
Eine falsche Deck' auflegt.
„Was! Die ält'ste der Schabracken,
Die verschoff'ne, bringt der Tölpel?
Wär' ich etwas nur bei Kräften,
Hal Wie wollt' ich ihn zerbläuf'n!“ —
Alle Diener läßt er neue
Liverei anlegen, neue
Uniform auch sein Regiment.
Als er dieses Prunk's gewahr wird,
Ruft er: „Ol der Eitelkeiten
Thör'ger Menschen, all ihr Trachten
Nichts, als lauter Eitelkeit!“
Als sich Priester nahen, spricht er:
„Hätte ich mein ganzes Leben
Nicht zu diesem Schritt bereitet,
Schwerlich wäre da ein kurzer
Augenblick genug. Ich weiß schon,
Was ihr sagen wollt, weiß Alles!
Eurer Wege könnt Ihr gehn!“
Endlich trifft nach wiederholter
Ohnmacht ihn der Streich des Todes.
Er verscheidet in den Armen
Seiner treuen Königin.
Lange weint sie mit dem Sohne
Dem Verlust nach. Endlich wendet
Sie zu diesem sich und redet
„Majestät“ ihn an. „O! Laßt doch
Diesen Titel, theure Mutter,
Nennt mich mit dem schönsten, den
Gott verliehen hat — Euren Sohn!
Wahren mehr als jemals muß ich
Diesen theuren, schönen Titel.
Er, der meiner kindlich treuen
Lieb' und Ehrfurcht Hälfte hinnahm,
Hinterläßt Euch mir als einz'ger
Gegenstand, der meine ganze
Zärtlichkeit in Anspruch nimmt.“
Theodor Posthumus.