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Halt, halt! und setzet grausam den Lauf ihm hinter's Ohr —
Nie brachte je Arabien ein schön'res Thier hervor;
„Ach schießet nicht!“ ruft Rosen, ruft Düring, doch er schoß,
Und ächzend stürzt zusammen ihm sein erlauchtes Roß.
Glaubt ihr, ich solle hungern?“ fragt bitter lachend er,
Derweilen Alles schreiet: „Was macht Ihr, gnäd'ger Herr?“
Doch, gleich als ahnt ihm düster schon jetzt sein gleich Geschick,
Hebt von dem Roß er lange nicht den bewegten Blick,
Setzt bald sich drauf, wie wenn es unsichtbar ihn ergreift,
Indeß das Blut des Thieres ihm in die Stulpen läuft,
Und wühlet mit den Sporen im Sande hin und her
Und blicket nicht vom Boden und seufzet oft und schwer.
Da kommt auf hagerm Klepper ein Bauer hergetrabt,
Im blauen, wollnen Wamse, zerfetzt und abgeschabt,
Mit rundem Hut und Troddeln um sein gestiefelt Bein.
„Glück zu! rufst Rosen, „Freunde, das muß ein Pommer sein!"“
„Wo find ich hier den König?" der alte Bauer spricht,
Und sitzet ab und wischet den Schweiß sich vom Gesicht.
„Da sitzt er auf dem Rosse, geh’' muthig nur hinan!“
„Gott grüß' Euch, edler König! Ihr seid recht schlecht daran!“
Der König hebt das Auge: „Wer bist du, und von wo?“
„O Herr, ich bin ein Bauer vom Dorfe Conerow
Bei Wolgast, eurer Stadt im fernen Pommerland,
Und heiße Müsebaek und bin an Euch gesandt!-
„Und wer hat dich gesendet?" darauf der König spricht.
„Das will ich Such wol sagen, jedoch verübelt's nicht.
Wir wohnen dort zusammen drei Bauern an der Zahl,
Und hörten oft mit Schmerzen, Ihr trüget Hungerqual;
Drum brachten wir zusammen, was unfre Armuth litt,
Und ich stieg selbst zu Pferde und that den sauern Ritt.
Doch Gott hat mich geschützet, die Reis' ist mir nicht leid,
Wollt Ihr nun nicht verschmähen, was Euch ein Bauer beut!“
Und spricht's und löst die Troddeln von seinen Stiefeln los,
Und holt aus jedem Schafte zwei Düten schwer und groß,
Gefüllt mit rothem Golde und senkt sich auf sein Knie
Und spricht: „Nun, gnäd'ger König, da sind sie, nehmet sie!“
Wie das der König höret, da springet er empor,
Und zwischen seinen Wimpern bricht eine Thrän' hervor:
„O Freunde, seht, mein Adel gedenket mein nicht mehr;
Doch einen armen Bauer führt seine Liebe her!