Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Friedrich II. (1740 — 1786.) 
125. Geburt und Taufe. 
1712. 
Es war am vierundzwanzigsten Januar 1712. Die Glocken hatten 
so eben aus der Kirche geläutet. Ruhig setzten sich die Berliner Bür- 
ger zum Mittagsmahle. Da fiel plötzlich ein Kanonenschuß und noch 
einer und wieder einer, bis der eherne Mund einhundert und einmal 
gesprochen hatte. Jedermann wußte die Deutung: dem Könige 
Friedrich I. war ein Enkel, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm ein 
Sohn geboren. Sowohl in der Stadt als im hohen Schlosse herrschte 
großer Jubel; denn die Erbfolge im Königshause der Hohenzollern 
war gesichert. Der glückliche Vater liebkoste den Neugebornen mit so 
ungestümer Freude, daß er ihn beinahe erdrückt hätte. Auch der Groß- 
vater fand sich mit großem Gefolge ein, um den einstigen Erben seines 
Thrones zu begrüßen und ihm beide Hände segnend auf das zarte 
Haupt zu legen. Bald darauf ließ er ihm auch den schwarzen Adler- 
orden überreichen. Daß der Prinz im Januar, dem Krönungsmonate, 
geboren wurde, hielt man am Hofe für ein bedeutsames Zeichen. Am 
letzten Tage des Krönungsmonates fand die Taufhandlung statt. Das 
war ein gar glänzendes Fest. Ven den Gemächern des Kronprinzen 
bis zur Schloßkapelle stand eine doppelte Reihe Gardisten. Der Täuf- 
ling wurde von der Schwägerin des Königs zur Taufe getragen. In 
der Kapelle wartete ihrer der König mit seiner Gemahlin. Er stand 
in seinem Krönungskleide unter einem prächtigen Thronhimmel, der von 
Kammerherren und Rittern des schwarzen Adlerordens getragen wurde. 
Auch der Täufling hatte einen purpurnen Baldachin über sich. Sein 
Haupt schmückte ein goldenes Krönlein. Der König selbst hielt den 
Enkel über der Taufe, und auf seinen Wunsch erhielt derselbe den 
Namen Friedrich. Die vornehmsten Pathen waren der deutsche Kaiser 
Karl VI., der Czar von Rußland, der Schweizer Canton Bern und 
die Generalstaaten von Holland. Letztere dankten für die ihnen er- 
wiesene Ehre in einem höflichen Schreiben und sandten zwei goldne 
horcher nebst einem Leibrentenbriese auf 1000 Gulden als Pathen= 
geschenk.
	        
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