Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

12 
8. Die Mark unter den Bahern. 
1324—1373. 
Unter den Markgrafen aus dem Hause der Askanier führte be- 
sonders Waldemar eine ruhmvolle Regierung. Als er 1319 starb, 
griffen hundert Arme nach der reichen Erbschaft und rissen Stücke 
davon ab. Endlich (1324) erklärte Kaiser Ludwig der Bayer die 
Mark für ein erledigtes Reichslehen und übertrug dasselbe seinem neun- 
jährigen Sohne. Aber was war unterdessen aus der glücklichen Herr- 
schaft der Askanier geworden! Wäre da ein Berg gewesen, von 
dessen Spitze man das Land hätte überschauen können, man hätte viel 
Elend mit einem Male gesehen. Man sah aber genug schon, wenn 
man auf der Heeresstraße blieb. Davon abzuweichen, war nicht wohl 
gethan. In den Büschen und hinter den Hügeln wußte man nicht, 
wem man begegnete. Waren's nicht gar Räuberbanden, die dort 
lagerten, so traf man doch auf jedem Schritte Arme und Bettler. 
Vorgestern, gestern vielleicht noch waren sie warm und gut gekleidet 
gewesen, und das Unglück war über Nacht gekommen, und sie wan- 
derten heut in Lumpen, sie wußten nicht wohin. Wo ein Haus noch 
fest war, ein Schloß mit rothen Dächern in den Himmel ragte, da 
schauten sie drinnen sich vorsichtig um und fragten ihn dus, ehe sie 
dem Manne das Thor öffneten, der wohlgekleidet kam. Der Bettler 
konnte lange warten. Waren sie mildthätig, so warfen sie ihm wohl 
ein Brot aus dem Fenster; aber so er zu lange zauderte, hörte er den 
Hund im Hofe knurren, und die Wärter ließen seine Ketten los. Der 
Bettler mußte den Bettler suchen, der Landstreicher den Landstreicher; 
die Gesellschaft findet sich allerwärts. Ja, wer so weit war, dem 
fehlte es auch nicht. Brauchten nicht immer in den Wäldern zu liegen, 
noch in Gräben Schutz vor'm Winde zu suchen. Da standen der 
Häuser genug wüst und ganze Dörfer mit öden Mauern und hohem 
Brandschutt. Dahinter war Raums die Fülle für die Heimathlosen. 
Die Kirchthürme ohne Dach und Glocken lugten ins Land wie große 
Wegweiser, wo man das Elend suchen könne. Und an all' diesem 
Unheil waren der Papst Johann XXIII. und der Bischof Stephan 
von Lebus Schuld. Diese haßten Ludwig den Bayer. Das mußte die 
Mark entgelten. Sie riefen deßwegen die Litthauer ins Land und die 
Polen. Die hauf'ten unter allen Gräueln der Verwüstung. 200 Dörfer 
gingen in Flammen auf. Die Lastwagen zerbrachen unter der Beute.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.