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131. Verurtheilung Katte's.
Inzwischen traf der Zorn des Königs Alle, die dem Kronprinzen
nahe gestanden hatten. Der treue Lehrer Duhan, der seit einiger
Zeit das Amt eines Nathsherrn bekleidete, wurde nach Memel ver-
bannt. Der Kammerherr von Montolieu, der Friedrich Geld geliehen,
mußte tausend Dukaten Strafe zahlen, und da er sich der ferneren
Untersuchung durch die Flucht entzog, wurde sein Bildniß an den
Galgen genagelt. Am traurigsten gestaltete sich das Schicksal des
Lieutenants von Katte. Keith war, von Friedrich gewarnt, glücklich
nach England entkommen; sein Bildniß wurde ebenfalls an den Gal-
gen gehängt. Katte blieb ruhig in Berlin; selbst als ihn ein Freund
benachrichtigte, daß ein Verhaftsbefehl gegen ihn ausgestellt sei, schob
er die Flucht bis zum nächsten Morgen auf. Da war es aber zu
spät. Eben als er sein Pferd besteigen wollte, wurde er ergriffen.
Als der König nach Berlin kam, ließ er ihn vor sich führen. Sobald
er ihn erblickte, rif er ihm das Jchanniterkreuz von der Brust und
mißhandelte ihn mit Fußtritten und Stockschlägen. Darauf ließ er
in Cöpenick ein Kriegsgericht zusammentreten. Katte gestand in den
Verhören, daß er dem Kronprinzen in allen Stücken behülflich gewesen
sei und ihm auch habe auf der Flucht folgen wollen. Er wurde zu
mehrjähriger Festungsstrafe verurtheilt. Der König aber, über die ver-
meintliche Nachsicht der Richter entrüstet, wandelte als oberster Kriegs-
herr das Urtheil in Todesstrafe um. Der Vater des Unglücklichen,
der General-Lieutenant war, und sein Großvater mütterlicher Seite,
der Graf von Wartensleben, fleheten vergebens um Gnade für den
Sohn und Enkel. Der König befahl, dem Gefangenen nach Vorlesung
des Todesurtheils zu sagen, daß es Sr. Majestät sehr leid thäte, es
aber besser sei, er stürbe, als daß Gerechtigkeit aus der Welt käme.
Noch einmal schrieb der Verurtheilte an den Monarchen und bat in
den rührendsten Worten, ihm das Leben zu schenken; er flehete, wie
es in dem Briefe wörtlich heißt, den König demüthig um Gnade und
Erbarmung, um Mitleiden, Barmherzigkeit und Erhörung an. — Er
bekam keine Antwort.
Am 3. November führte ihn der Rittmeister von Schack mit einem
Kommando von dreißig Pferden, einem Lieutenant und zwei Unter-
offlzieren nach Küstrin ab. Dort sollte sein Haupt fallen.