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In demselben Augenblick stürzte der Prinz rückwärts hart auf
den Boden nieder; eine wohlthätige Ohnmacht umhüllte ihm Geist
und Augen.
133. Reue und Versöhnung.
Als der Prinz wieder zu sich selbst kam, glaubte er, ein Traum
habe sein böses Spiel mit ihm getrieben; allein die zurückgebliebene
glur von Blut auf der Richtstätte zeugte von der schrecklichen Wahr-
ei
Das Todesschwert hing auch noch drohend über seinem Haupte.
Des Königs Zorn war noch nicht besänftigt; manche seiner Worte
ließen das Schlimmste befürchten. Das Schicksal des Prinzen erregte
überall die innigste Theilnahme. Von allen Seiten, selbst aus dem
Auslande, liefen die eindringlichsten Fürbitten ein. Der König von
Schweden, die Könige von Dänemark und Polen, die Kaiserin von
Rußland baten für den Kronprinzen. Der holländische Gesandte
machte mündliche Vorstellungen, und der englische Hof, der ja bei der
Sache betheiligt war, zeigte sich zu jeder billigen Genugthuung bereit.
Der preußische General Buddenbrock entblößte seine Brust und rief:
„Wenn Ew. Majestät Blut wollen, so nehmen Sie meines; das Blut
des Kronprinzen bekommen Sie nicht, so lange ich noch reden darf!“
Der alte Dessauer äußerte freimüthig, der Kronprinz stehe als Reichs-
fürst unter dem Kaiser, und nur dieser könne ein Urtheil über ihn
sprechen. Darauf erwiederte der König heftig: „Dann lasse ich in
Preußen Gericht über ihn halten; da steht Niemand über mir.“ „Nie-
mand als Gott,“ äußerte der Probst Reinhard. Diese Bemerkung
machte den König nachdenklich, und man hörte ihn später nicht mehr
von dem Todesurtheile des Prinzen reden; auch mag er es mit dem-
selben, nachdem die erste Hitze verraucht war, nicht sehr ernstlich ge-
meint haben.
Der Prinz schwebte indessen in seinem engen Gefängnisse in Furcht
und Hoffnung. In dieser Stimmung öffnete er den Tröstungen des
Christenthums durch den Prediger Müller, der den unglücklichen Katte
zum Tode vorbereitet und ihm von diesem Freunde die letzten Grüße
überbracht hatte, willig sein Herz. Er war wie umgewandelt; tiefe