213
der Sitte der Väter den Königsberg hinaufritt, das alte Reichsschwert
entblößte, es gegen Mittag und Mitternacht, gegen Morgen und Abend
schwang, mit einer fliegenden Gluth auf dem bleichen Antlitze, die vier
Enden der Welt gleichsam zum Kampfe herausfordernd für ihren Sohn.
In Trauer gekleidet, den Knaben auf den Armen, erschlen sie vor dem
Reichstage und rief in feierlichen, würdevollen Worten ihr Volk um
Hülfe an. Da erhoben sich die Großen des Reiches, die graubärtigen
Magnaten, rissen die Säbel aus der Scheide und riefen einmäthig in
stürmischer Begeisterung: „Gut und Blut für unsere Königin Maria
Theresia!“ Diese Worte hallten in ganz Europa wieder. Die Braven
aber hielten Wort und rüsteten in der Eile 30,000 Mann Fußvolk,
15,000 Reiter und 20,000 Rekruten. Mit Hülfe dieser Verstärkung
fühlte sich Maria Theresia in den Stand gesetzt, ihren Gegnern Wider=
stand zu leisten. Bald war Oesterreich wieder von den Feinden be-
freit. Darauf drangen die Ungarn in Bayern ein, und an demselben
Tage, an welchem Karl VII. in Frankfurt gekrönt wurde, fiel seine
Hauptstadt München in die Hände der Oesterreicher. Auch in Italien
gegen die Spanier war Maria Theresia siegreich. Nur gegen König
Friedrich konnte sie wenig ausrichten. Er hatte sich vergebens bemüht,
seine Gegnerin zu blligen Zugeständnissen zu bewegen, und war des-
halb dem Bunde der Oesterreicher und Bayern im Vertrage zu Nym-
phenburg (5. Juli 1741) beigetreten, in welchem ihm gegen Verzicht-
leistung des Herzogthums Berg ganz Schlesien zugesichert wurde. Erst
jetzt ließ sich die Königin Maria Theresia zu einigen Anerbietungen
gegen Friedrich bereit finden. Dieselben waren aber so unbedeutend,
daß der König sie verächtlich zurückwies. „Meine Abnen würden aus
ihren Gräbern erstehen und mir Vorwürfe machen, sagte er, wenn ich
meine vererbten Rechte aufgäbe. Ich werde nicht leichtfertig das erste,
mit reifer Ueberlegung begonnene und fest verfolgte Unternehmen meines
Lebens aufgeben. Lieber will ich mich und mein Heer unter den
Trümmern Schlesiens begraben, als meine Ehre beflecken.“ Er filel
darauf in Mähren ein, nahm Olmütz, und seine Husaren streiften s
gar bis in die Nähe von Wien. Da trat ihm Prinz Karl von Loth-
ringen, der Schwager Maria Theresia's entgegen.
Unweit Czaslau beim Dorfe Chotusitz trafen die Heere auf einander.
Am 17. Mai 1742 entbrannte die Schlacht. Die preußische Reiterei,
die nach der Mollwitzer Schlacht, wo sie sich der österreichischen nicht
gewachsen gezeigt hatte, vom Könige trefflich ausgebildet worden war,
warf die feindliche des linken Flügels über den Haufen. Den Aus-
schlag aber gab wieder das tapfere Fußvolk. Um einer gänzlichen