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gewonnen ist, kann leicht wieder herausgegeben werden.“ Auch Sachsen
verbündete sich heimlich mit Oesterreich, welches inzwischen in dem Kampfe
gegen Bayern und Frankreich glückliche Erfolge hatte. Friedrich sah
ein, daß auch die Reihe an ihn wieder kommen würde, wenn erst die
übrigen Feinde Oesterreichs ganz überwunden wären. Er entschloß sich
daher, einem Angriffe zuvor zukommen und rückte im August 1744 mit
80,000 Mann auf drei Punkten in Böhmen ein. Bei Prag vereinigte
er seine ganze Macht und nahm die Stadt mit Sturm. Darauf
wandte er sich nach dem Süden Böhmens, um die Grenzen des innern
Oesterreichs zu bedrohen. Das war aber zu viel gewagt. Mitten
unter einer feindseligen Bevölkerung fehlte es dem Heere bald an Nah-
rungsmitteln. Außerdem aber wurde dasselbe fortwährend von ungari-
schen Husaren umschwärmt, und auch eine starke österreichische Armee
war im Anmarsche. Dadurch sah sich Friedrich genöthigt, den Rück-
zug anzutreten. Gern hätte er dem Feinde eine Schlacht geliefert:
derselbe wußte es aber klüglich zu verhüten und begnügte sich damit,
ihn mit manchem Verlust nach Schlesien zurückzudrängen. Auch Prag
mußte aufgegeben werden. Nun fielen die Oesterreicher in Schlesien
ein, wurden aber durch den alten Dessauer in kurzer Zeit wieder heraus-
geschlagen. So kam denn das folgende Jahe 1745 heran, und mit
ihm eine neue Gefahr für Friedrich. Denn zu Anfange desselben starb
der Kaiser Karl, und sein friedliebender Sohn vertrug sich mit Maria
Theresia, so daß dieselbe wieder einen Feind los wurde. Die Franzo-
sen setzten zwar den Krieg gegen Oesterreich noch fort, aber mit gerin-
gem Nachdruck, daß Friedrich auf ihre Unterstützung nicht sonderlich
rechnen durfte. Democh verlor er nicht den Muth. Er machte sein
Heer wieder vollzählig, ließ aus dem Silbergeräth seines Vaters Geld
prägen, uud sein Volk, das ihm mit wahrer Begeisterung anhing, war
zu jedem Opfer willig bereit. Die Oesterreicher waren inzwischen wie-
der in Schlesien eingebrochen und hatten sogar den Markgrafen Karl,
der mit 12,000 Mann bei Jägerndorf stand, von der Hauptarmee
abgeschnitten. Da erhielt der General Zieten, schon damals durch
seine persönliche Tapferkeit ausgezeichnet, den Auftrag, dem Markgrafen
den Befehl des Königs zu überbringen, daß er sich durch die Feinde
durchschlagen und zu ihm stoßen solle. Diesen Auftrag auszuführen,
war aber nicht so leicht, denn auch Zieten mußte mit seinen 600 Hu-
saren erst die feindliche Linie durchbrechen. Da theilte er den Auftrag
des Königs jedem einzelnen Husaren mit, damit derselbe nicht verloren
ginge, wenn äuch nur einer von ihnen glücklich zu dem Markgrafen
käme, Dann bediente er sich einer wohl ansgedachten List. Seine