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Feind beim Aufgange der Sonne sorglos bei Hohenfriedberg vom Ge-
birge herab. Den Vortrad bildeten die Sachsen. Auf sie wirft sich
plötzlich die preußische Reiterei mit solchem Ungestüm, daß sie in wilder
Bestürzung die Flucht ergreifen. Jetzt erst, durch den heftigen Kanonen=
donner aus dem Schlafe geweckt, rückten die Oesterreicher nach. Aber
auch sie können dem stürmischen Anlaufe des preußischen Fußvolkes und
dem gewaltigen Gewehr= und Kanonenfeuer nicht widerstehen. Zuletzt
stürzt sich noch das Dragonerregiment Balreuth, den tapferen General
von Geßler an der Spitze, auf den Feind, wirft allein zwanzig Ba-
taillone über den Haufen, richtet ein furchtbares Blutbad an und er-
beutet mehrere tausend Gefangene und 66 Fahnen.
Gegen acht Uhr Morgens war der Sieg errungen. Friedrich er-
theilte noch auf dem Schlachtfelde dem braven Dragonerregimente
Baireuth ein Belobungsschreiben, das zum ewigen Andenken bei dem-
selben aufbewahrt bleiben sollte. Auch verlieh er ihm ein neues Siegel
mit der Zahl 66 und gab ihm die Erlaubniß, den Grenadiermarsch
blasen und schlagen zu lassen. Der General Geßler wurde in den
Grafenstand erhoben. ·
Sechszehn blasende Postillone brachten noch am spaͤten Abend die
Siegeskunde nach Breslau, wodurch in der Stadt ein unendlicher Jubel
entstand. Der König meldete den Sieg mit den Worten: „Unsere
Reiterei hat Wunder gethan; alle haben sich vortrefflich geschlagen.
Die Welt ruht nicht sicherer auf den Schultern des Atlas, als Preußen
auf einem solchen Heere!“
144. Die Preußen bei Hohenfriedberg.
Auf der frischen Frühlingserde liegt die stille Mitternacht,
Rings umher wohnt tiefes Schweigen, kaum ein einz'ges Sternlein wacht.
Von des Schlummers Arm umgeben ruht das tapfere Preußenheer
Hinter Dörfern, Hügeln, Bäumen; Mancher träumt wohl ahnungsschwer.
Aus dem Dörflein dort im Thale dröhnet eins der Glockenschlag;
Hunde knurren, Hähne krähen, witternd schon den neuen Tag;
Frische Morgenwinde wehen, Waldessänger sind erwacht,
Und im nahen gager schweifen dunkle Schatten durch die Nacht.