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Und das Glöcklein tönet wieder, zweimal schlägt der Hammer an,
Da durchbricht der Mond die Wolken und bescheint den weiten Plan.
Und ein Häuflein ernster Männer steht vor einem schlichten Zelt,
Draus tritt mit dem Glockenschlage König Friedrich, Preußens Held.
Und er grüßt die Generale und die Obersten und spricht:
„Heute geht's in die Bataille, Jeder kenne seine Pflicht!
„Bis auf hundertfunfzig Schritte nah'’ der Feind, dann gilt's, dann Muthl!
„Merkt's, Pardon wird nicht gegeben in des Kampfes heißer Gluth!“
„In der Faust den blanken. Säbel greifen meine Reiter an!
„Daß mir deutlich im Gesichte Jeder zeichne seinen Mannl
„Und das Fußvolk rückt im Sturmschritt ohne Zagen in die Schlacht;
„Mit gefälltem Bajonette wird dem Feind Garaus gemacht!“
„Nun lebt wohl und tragt in's Lager meinen Willen und mein Wort.“
Und die hohen Offiziere nickten stumm und schritten fort.
Als nun drauf im Morgenscheine sorglos steigt der Feind in's Thal,
Donnern plötzlich die Geschosse, und gezückt ist jeder Stahl.
Und wie wildes Hagelwetter niedermäht das Aehrenfeld,
Stürzen hin die Sachsenkrieger, von dem Preußenschwert gefällt. —
Drauf die Oesterreicher nahen, sind heut’ etwas spät erwacht,
Eilig kommen sie gelaufen, und auf's Neue tobt die Schlacht.
Und der Preußen Bajonette, funkelnd in der Sonne Gluth,
Sausen in der Feinde Herzen, daß draus sprudelt helles Blut,
Und in wilder Flucht enteilet, was nicht deckt das Leichenseld; —
Einen neuen Sieg nun feiert König Friedrich, Preußens Held.
J. D. Lüttringhaue.
145. Schlacht bei Kesselsdorf und Friede zu Dresden.
(1745.)
Trotz der Niederlage der Oesterreicher und Sachsen war Maria
Theresias Muth ungebeugt geblieben. Sie sammelte ein neues stärkeres
Heer und übergab es dem Herzoge Karl von Lothringen. Da sah