233
157. Schlacht bei Kollin.
18. Juni 1757.
Die Schlacht bei Prag war geschlagen; noch stand aber ein großes
Heer von Oesterreichern und Sachsen bei Kollin in Böhmen schlagfer-
tig da unter dem Feldmarschall Daun. Der Feind war dem Könige
um das Doppelte an Zahl überlegen, dennoch beschloß Friedrich ihn
anzugreifen. Zieten warf sich zuerst mit seinen Husaren auf die feind-
liche Reiterei; ihm folgte das Fußvolk, geführt von dem General von
Hülsen. Die Sache ging ganz vortrefflich; der Feind wurde auf die-
ser Seite vollständig in die Flucht geschlagen. Schon hatte Daun, an
einem glücklichen Ausgange zweifelnd, den Befehl zum Rückzuge mit
Hleistift auf ein Blatt geschrieben, da ändert Friedrich plötzlich die
Schlachtordnung gegen den Rath seiner Generale. Ein sächsischer Oberst
bemerkt schnell die daraus entstehende Verwirrung, schickt Daun's Be-
fehl nicht weiter und wirft sich mit seinen Reitern auf das preufßische
Fußvolk. Mit dem Rufe: „Das für Striegau!" hieben die Sachsen
mit wilder Rachelust furchtbar auf die Preußen ein und metzelten, ohne
Pardon zu geben, Alles nieder, was ihr Schwert erreichen konnte.
Fast die ganze Garde Friedrichs lag entseelt auf dem Schlachtfelde.
Die Schlacht war verloren.
Die Kaiserin stiftete zum Andenken an den Sieg bei Kollin den
Maria-Theresia-Orden, und Daun wurde mit dem ersten Kreuze des-
selben belohnt.
158. Nach der Schlacht bei Kollin.
Zu Nimburg auf der Röhre am Brunnen Friedrich saß;
Schweigend schaut er zu Boden, zeichnet ohne Unterlaß
Mit feinem Stabe im Sande allerhand Figuren,
Rings auf allen Gesichtern trüber Sorge Spuren;
Da springt er auf und schanet sicher im Kreis' umher,
Giebt rasch die nsthigen Ordres; keine Seele sorgte mehr,