Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Augen sein ganzes Gepäck fort und ritt hohnlachend davon. Als 
Günther sein undankbares Amt, in welchem ihn Jobst nicht unter- 
stützte, bald darauf wieder niedergelegt hatte, waren die Quitzows und 
ihre übermüthigen Genossen vollends die Herren im Lande. Ungehindert 
zogen sie mit ihren Schaaren umher, plünderten und brandschatzten 
Alle, welche sich nicht mit ihnen durch freiwillige Geldopfer abfinden 
wollten. Viele Städte demüthigten sich ohne Widerstand unter ihrer 
Herrschaft und thaten ihnen sogar alle Ehre an. In Berlin gab man 
ihnen große Festlichkeiten, wobei, wie eine Chronik erzählt, „köstlicher 
Wein, allerlei Saitenspiel, und was dergleichen mehr zur Freude und 
Fröhlichkeit dienen möge, gewesen. Abends geleitete man die Gäste 
mit Laternen, Fackeln, Gesängen und anderen Freudenbezeugungen nach 
Hause.“ Natürlich mußten die Städte ihren in solcher Art verehrten 
Freunden und Beschützern außer den Schmausereien auch reiche Geld- 
geschenke machen. — Soweit ging der freche Uebermuth der Quitzeows, 
daß, als Herzog Jobst wieder einmal selbst in der Mark war und den 
Herzog Johann von Mecklenburg unter sicherem Geleit auf sein Fürsten- 
wort nach Berlin kommen ließ, die Ritter Hans und Dietrich denselben 
bei Liebenwalde überfielen und gefangen nach ihrem Schloß Plauen 
schleppten. Jobst war so ehrvergessen, daß er, statt sie dafür zu züch- 
tigen, die Beute mit ihnen theilte. Die Quitzows wußten seine ewige 
Geldnoth zu benutzen und durch Bewilligung reichlicher Abgaben von 
ihrem räuberischen Verdienst seine Gunst zu gewinnen, so daß sie 
seinethalben ungestört ihr Unwesen forttreiben konnten. Herzog Johann 
von Mecklenburg versuchte nun mit Hülfe eines Bäckers von Branden- 
burg aus seiner Gefangenschaft zu entfliehen. Schon war er über 
das Eis der Elbe gegangen. Aber Hans von Quitzow entdeckte die 
Flucht, ließ eiligst seine Leute zu Pferde steigen und jagte mit ihnen 
und den losgemachten Hunden der Spur des Flüchtlings nach, den sie 
vor Frost halb erstarrt in den Kerker zurückbrachten. Die Bürger von 
Brandenburg hatten versucht, sich den wilden Schaaren entgegenzusetzen, 
aber Hans fiel über sie her, mehrere wurden erschlagen, eine große 
Anzahl gefangen fortgeführt und nur gegen ein bedeutendes Lösegeld 
freigegeben. Erst als Hans von Quitzow selbst bei einem neuen Raub- 
zuge in die Hände der Mecklenburger gefallen war, erhielt um den 
Preis seiner Loslassung auch Herzog Johann die Freiheit wieder. Im 
ganzen Lande schalteten die Quitzows mit verwegener Willkür. Nie- 
mand wagte mehr ihnen entgegenzutreten; von ihren vierundzwanzig 
Burgen aus hielten sie Alles in Furcht und Gehorsam. Nicht nur 
zahlreiche Städte und Adelsfamilien der Mark, sondern selbst in den 
Borussia. 2
	        
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