Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Gieb, daß ich thu' mit Fleiß, 
Was mir zu thun gebühret, 
Wozu mich Dein Beschl 
In meinem Stande führet; 
Gieb, daß ich thue bald, 
Zu der Zeit, da ich's soll, 
Und wenn ich's thu', so gieb, 
Daß es gerathe wohl! 
Der König horcht, und sein Adjutant fragt: „Befehlen Ew. Ma- 
jestät, daß ich's ihnen verbiete?“ „Das laß' Er bleiben,“ entgegnete 
ernst der König, „mit solchen Leuten wird Gott mir heute gewiß den 
Sieg verleihen!“ In ähulicher Lage hatte Gustav Adolph einst: 
„Verzage nicht, Du Häuflein klein“ selbst gedichtet und gesungen. 
Gegen Mittag standen die Preußen auf einer Anhöhe vor dem 
Dorfe Leuthen. Hier breiteten sich vor ihnen in weiter Ebene die feind- 
lichen Heere aus. Ihre Schlachtlinie war zwei Stunden lang; überall, 
so weit das Auge reichte, sah man Nichtö, als Oesterreicher. Friediich 
betrachtete einen Augenblick die Stellung des Feindes und sein Späher- 
auge erkannte in dessen linkem Flügel den verwundbaren Fleck. Auf 
ihn richtete er seinen Stoß. Sein rechter Flügel sollte ihn allein aus- 
führen; der linke hingegen sollte beständig zurückgchalten werden, damit 
der Feind das kleine Häuflein nicht überflügele. Er ließ seine Armce 
daher mit „halb Rechts“ in cinem weiten Bogen seitwärts zichen, so 
daß die Hügel zum Theil den Marsch verbargen, und Daun meinte 
schon: „Die Leute gehen, man störe sie nicht!“ Er hatte sich aber 
gewaltig verrechnet. Kurz nach Mittag stand der preußische rechte 
Flügel in des Feindes linker Flanke. Um ein Uhr begann der Angriff. 
In schönster Ordnung, mit klingendem Spiel und flatternden Fahnen 
rückten die Bataillone in schnurgerader Reihe vorwärts, überstiegen die 
Verhaue und richteten mörderische Salven auf die würtembergischen und 
bayerischen Hülfsvölker, die den linken Flügel der Oesterreicher bildeten. 
Auch Reiterschaaren jagten mit verhängtem Zügel plötzlich in die Nauch- 
wolken der feindlichen Linien. Bald hörte man ein wirres Geschrei, 
das Gewehrfeuer verstummte, und aus dem Pulverdampfe stürzen ganze 
Reihen der Feinde in wilder Unordnung und eilen auf das Dorf Leu- 
then zu. Der linke feindliche Flügel war geschlagen. Siegeöfreude 
glänzte auf des Königs Angesicht. 
Noch war aber die blutigste Arbeit zu thun. Ein schrecklicher 
Kampf entbrannte um den Besitz des Dorfes Leuthen, auf dessen Kirch- 
Dorussia. 16
	        
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