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mit den Worten bewillkommte: „Guten Abend, meine Herren! Ge-
wiß werden Sie mich hier nicht vermuthen. Kann man hier auch
noch mit unterkommen?"“ In der Verwirrung dachte niemand daran,
ihn gefangen zu nehmen. Im Gegentheil, die Herren Oesterreicher
leuchteten dem Könige höflich die Treppe hinauf in eins der besten
Zimmer. Hier präsentirte Einer den Andern dem Könige, der sich
mit ihnen in ein freundliches Gespräch einließ. Inzwischen fanden
sich auf dem Schlosse immer mehr preußische Offiziere ein. Nach-
dem der König nach den schweren Strapazen des Tages mit gro-
ßem Appetit gespeist hatte, bat er sich von seinen zuvorkommenden
Wirthen auf's Höflichste die Degen aus und erklärte sie für Kriegs-
gefangene.
165. Bei Zorndorf,
am 25. August 1758.
Wie der Fermor bei Küstrin
Es mit Mord und Brand thät treiben,
Dieses ist mir nicht verlieh'n,
Es gehörig zu beschreiben.
F. Minding.
Durch den Sieg bei Leuthen war Friedrich wieder Herr von
Schlesien geworden. Nur die Festung Schweidnitz konnte er erst im
nächsten Frühjahr den Oesterreichern entreißen. Nachdem dies ge-
schehen, fiel er plötzlich in Mähren ein und belagerte Olmütz. Es
fehlte ihm aber bald an Pulver und Blei; denn eine Zufuhr von
3000 Wagen, die unter Zietens Bedeckung aus Schlesien erwartet
wurde, war, trotz der heldenmüthigen Vertheidigung, eine Beute der
Oesterreicher geworden. Friedrich mußte daher die Belagerung auf-
geben. Als er nun eilig nach Schlesien zurückziehen wollte, legte
sich ihm der Feldmarschall Daun mit einem großen Heere in den
Weg, und diesmal sollte ihm Friedrich nicht entwischen. Des Kö-
nigs Lage schien in der That auch verzweiflungsvoll. Er wußte
aber Rath. Statt auf geradem Wege nach Schlesien und dadurch
dem Löwen in den offenen Rachen zu fallen, führte er sein Heer
auf Umwegen durch Böhmen und langte zum größten Aerger seiner