Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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haus't. Sie waren in das Schloß eingebrochen, hatten die kostbaren 
Möbel zertrümmert, die Gemälde und Tapeten zerschnitten, die Thü- 
ren und Dielen zerhackt und selbst die königliche Kapelle ausgeplün- 
dert. Glücklicherweise waren aber die Feinde aus Furcht vor dem 
Könige bald wieder abgezogen. , 
Friedrich war übrigens in einer gar schlimmen Lage. Immer 
dunkler wurde die Zukunft. Die Unversöhnlichkeit, mit welcher ihn 
seine Feinde verfolgten, regte auch in ihm einen Durst nach Rache 
auf, den er nicht verhehlen konnte. „Es ist hart für einen Men- 
schen,“ sagt er in einem seiner Briefe, „zu tragen, was ich trage. 
Ich fange an zu fühlen, daß, wie die Italiener sagen, Nache ein 
Vergnügen für die Götter ist. So verwildert der Krieg die Menschen! 
Mit stetem Ruhme, aber mit abwechselndem Erfolge kämpfte der 
König das Jahr 1761 hindurch. Das Ergebniß dieses Feldzugs 
war für Preußen im Ganzen unheilvoll. Zwar wurde keine große 
Schlacht von dem Feinde gewonnen, aber trotz der verzweifelten 
Sätze des gehetzten Löwen, schloß sich der Kreis der Verfolger dich- 
ter und dichter um ihn. Laudon überrumpelte die wichtige Festung 
Schweidnitz. Mit diesem festen Platze ging fast die Hälfte von 
Schlesien und die Beherrschung der wichtigen Gebirgspässe auf die 
Oesterreicher über. Gegen das Ende des Jahres fiel auch Colberg 
in die Hände der Russen. Dazu kam noch, daß die Engländer dem 
Könige die bisber geleisteten Hülfsgelder verweigerten. Das Land war 
so vollständig verbeert, daß Friedrich nach seinem eigenen Bekenntnisse 
nicht mehr im Stande war, zu begreifen, wo er Rekruten, Pferde 
und Kriegêsmaterialien hernehmen sollte. Um sich in dieser verzweif- 
lungsvollen Lage einige Hülfsmittel zu verschaffen und um den Fein- 
den einen empfindlichen Verlust zu bereiten, ließ er die säechsischen, 
polnischen, russischen und andern Münzstempel nachmachen und durch 
seinen Hauptmünzunternehmer, den Juden Veitel Ephraim, viel schlech- 
tes Geld ausprägen, worunter die sächsischen Drittelthaler nur stark 
versilbertes Kupfer waren. Man nannte sie Blechkappen und Ephra- 
miten und reimte auf sie: 
Von außen schön, von innen schlimm, 
Außen Fritz und innen Ephraim. 
Um Breslau und Reisse zu decken, bezog der König im October 
ein festes Lager bei Strehlen. Dort kam eine seltsame Gesandtschaft 
zu ihm. Ein Tartarenfürst ließ ihm seine Freundschaft und ein 
Bündniß anbieten. Dies kam wirklich zu Stande und der Chan
	        
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