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179. Der Leibkutscher Pfund.
Des Königs Leibkutscher Pfund war ein eigensinniger, grober
Mensch, aber seinem Herrn durchaus treu ergeben. Das Fahren
verstand er aus dem Fundamente, hielt aber sein Amt für das wich-
tigste im Staate. Als Friedrich einmal nach Schlesien reisen wollte,
um dort Heerschau zu halten, wurde Pfund von einem hitzigen Fieber
überfallen. Man theilte diesen Vorfall dem Könige mit und fragte
bei ihm an, wer ihn fahren solle. Friedrich, der sich seit 36 Jahren
an Pfund gewöhnt hatte und die außerordentlich starke Natur dieses
Mannes, so wie seine unbegränzte Ergebenheit gegen ihn kannte,
schrieb ihm eigenhändig, da er krank sei, werde er seine Reise wohl
einstellen müssen, denn die andern Stallleute könnten ja nicht fahren.
Als Pfund den Brief mit der Aufschrift: „An meinen lieben Leib-
kutscher“ erhielt, lag er gerade in der stärksten Fieberhitze. Dessen-
ungeachtet befahl er, daß man ihm den Brief vorlese, da er selbst
ihn nicht lesen konnte. Der Inhalt des Schreibens ging ihm
außerordentlich zu Herzen. Der König wegen seiner Krankheit in
Verlegenheit gerathen? Nein, das durfte nicht sein! Mit beiden
Beinen sprang er aus dem Bette, rannte nach dem Spiegel, schrie
nach einem Barbier und nach seiner Frau um weiße Wäsche.
Darauf ließ er dem Könige wieder schreiben, Sr. Majestät Brief
habe ihn vom Fieber curirt, und die Reise nach Schlesien solle seinet-
wegen nicht unterbleiben. In der That fuhr auch Pfund, zum Er-
staunen der Aerzte, schon nach einigen Tagen mit dem Könige zum
Thore hinaus.
180. Der Leibkutscher Pfund.
Des alten Fritz Leibkutscher soll aus Stein
Zu Potsdam auf dem Stall zu sehen sein;
Doa fährt er so einher,
Als ob er lebend wär,
Aller Kutscher Muster, treu und fest und grob,
Pfund genannt, umschmeißen konnt' er nicht, das war sein Lob!