283
sich niemals ergeben. Bald darauf ritt der König mit seinem Gefolge,
unter dem sich auch Seydlitz befand, in die Stadt Frankfurt. Als sie
mitten auf die Oderbrücke kamen, wo ein Theil derselben wegen der
Durchfahrt der Schiffe aufgezogen war, sprach Friedrich plötzlich: „Wenn
wir hier die Panduren hinter uns, die aufgezogene Brücke vor uns
hätten, so würden wir trotz dem, daß wir zu Pferde sitzen, uns doch
wohl Alle ergeben müssen.“ „Nein, nein, Ew. Majestät!“ rief Seyd-
litz, stürzte sich mit seinem Rosse im Nu über das Brückengeländer in
den Strom und schwamm glücklich an das Ufer. „Bravo, Herr Ritt-
meister!“ rief ihm der König nach und übergab ihm auf der Stelle
eine Schwadron weißer Husaren.
Im zweiten schlesischen Kriege machten sich die weißen Husaren,
namentlich die Schwadron Seydlitz, den Feinden durch kühne Ueber-
fälle und Streifparthien bemerkbar. Bei Hohenfriedberg überflügelte
Seydlitz den linken Flügel und nahm den sächsischen General Schlich-
ting mit eigener Hand gefangen. Da befäörderte der König den vier-
undzwanzigjährigen Rittmeister zum Major. In der Schlacht bei Sorr
warf sich Seydlitz mit Ungestüm auf die feindliche Reiterei, erhielt einen
Schuß in den Arm, verließ aber das Gefecht nicht eher, bis der Sieg
entschieden war. Im Jahre 1755 ernannte ihn der König zum Ober-
sten in dem Kürassterregimente von Rochow, in dem er als Cornet seine
kriegerische Laufbahn begonnen hatte. Bei Kollin schlug Seydlitz mit
25 Schwadronen Kürassieren und Dragonern den Feind zurück. Als
er aber bald darauf dennoch wieder weichen mußte, deckte er den Rück-
zug mit so vieler Umsicht und Besonnenheit, daß ihn der König zwei
Tage nach der Schlacht zum General-Major ernannte. Bei dieser Be-
förderung äußerte Seydlitz scherzhaft gegen Zieten, der ihm zu der
neuen Würde Glück wünschte: „Wenn Etwas aus mir werden sollte,
dann war es hohe Zeit, denn ich bin schon sechsunddreißig Jahre alt;“
es war nie vorgekommen, daß Friedrich einen so jungen Mann zum
General ernannt hatte.
192. Das Mahl zu Gotha.
Kurz vor der Schlacht. bei Roßbach war Seydlitz der Held einer
lustigen Geschichte, die sich in Gotha zutrug. Hier hatte sich der An-
führer der Franzosen, der Prinz von Soubise, mit seinem ganzen Ge-
neralstabe in das herzogliche Schloß einquartirt. 6000 Franzosen lagen