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glücklichen Ende geführt war. Am folgenden Morgen überbrachte
Seydlitz dem Könige 15 eroberte Standarten und mehrere Fahnen.
Friedrich belohnte ihn mit dem schwarzen Adlerorden, den vor ihm
noch kein General-Major erhalten hatte, und ernannte ihn einige
Wochen später zum General-Lieutenant.
194. Seydlitz bei Zorndorf.
Bei Zorndorf war der größte Theil der Reiterei unter Seydlitz'
Befehl gestellt. Er stand mit seinen Schwadronen auf dem linken
Flügel. Der König befahl ihm, mit dem Fußvolke in gleicher Linie
vorzurücken. Eine Anhöhe, welche stark mit feindlichem Geschütze besetzt
war, machte aber das Vorgehen unausführbar; er ließ deshalb den
König bitten, er möchte ihm erlauben, dann erst vorzurücken, wenn er
es für geeignet halte. Friedrich ließ ihm aber wieder sagen, er habe
es mit seinem Kopfe zu verantworten, wenn er seinem Befehl nicht
sofort nachkomme. Kaltblütig trug Seydlitz dem Adjutanten auf, dem
Könige den Bescheid zu bringen, nach der Schlacht stehe Sr. Mgajestät
sein Kopf zu Befehl, während der Schlacht möge er ihm aber gestat-
ten, daß er in seinen Diensten guteu Gebrauch davon mache. Seine
Thaten rechtfertigten sein Benehmen gegen den König vollkommen.
Wunder der Tapferkeit verrichtete er an diesem schrecklichen Tage.
Wo sich die Schlacht zu Gunsten der Russen zu entscheiden schien, da
brauste er mit der Reiterei heran, und verschaffte den preußischen
Waffen den Sieg. Als er mit der feindlichen Reiterei ganz fertig
geworden, nahm er mit seinem Kürassierregiment, den Degen in der
Faust, eine feindliche Batterie von schweren Kanonen.
Am Morgen nach der Schlacht umarmte der König den General
Seydlitz und rief, daß es rings umher gehört wurde: „Auch diesen
Sieg haben wir unserm braven Seodlitz zu verdanken!“ „Nein, Ew.
Masjestät! nicht mir,“ antwortete Seydlitz, „den braven Leuten, die ich
führe. Sie haben den Sieg erkämpft und sich der größten Beloh-
nungen werth gemacht; vor Allem hat der Rittmeister Wakenitz wie ein
Löwe gefochten, und die größten Heldenthaten verrichtet.“ Der Könlg
ließ Wakenitz sogleich vortreten und ernannte ihn auf der Stelle zum
Oberst. Später sah sich Wakenitz zurückgesetzt und trat in hessische
Dienste. Als Friedrich den General Seypdlitz auf dessen letztem Kran-