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Das waren Seydlitz Späße; bei Zorndorf galt es Zorn,
Als ob's im Namen säße, nahm man sich da auf's Korn;
Das slavische Gelichter — Herr Seydlitz hoffte, traun,
Noch menschliche Gesichter aus ihnen zuzuhaurn.
Des Krieges Blutvergeuden die Fürsten kriegten's satt;
Nur Seydlitz wenig Freuden an ihrem Frieden hat; —
Oft jagt er drum von Morgen bis in die Nacht hinein,
Es können dann die Sorgen so schnell nicht hinterdrein.
Er kam nicht hoch zu Jahren, früh trat heran der Tod:
Könnt' er zu Nosse fahren, da hätt's noch keine Noth;
Doch auf dem Lager balde hat ihn der Tod besiegt,
Der draußen auf der Halde wol nimmer ihn gekriegt.
Theodor Fontane.
198. Zur hundertjährigen Gedächtnißfeier des Sieges bei
Roßbach.
(Gesungen am Grabe des Generals Seydlitz zu Minkowsky in Schlesien am
5. November 1857.)
Mel: Was hblasen die Trompeten 2c.
In Schlesien unter Eichen auf ebenem Feld,
Do schläft im kühlen Grabe Herr Seydlitz der Held,
Einst faß er zu Pferde mit blitzender Wehr,
Kein Reiter der. Erde war kühner als er.
Er warss, der einst die Siege für Friedrich erfocht,
Für ewig die Standarten mit Lorbeer'n umflocht,
Wie trat er danieder der Feinde Spott und Hohn
Und führte die Glieder zu blutigem Lohn.
Zu Gotha auf dem Schlosse bei fürstlichem Mahl
Da saßen die Franzosen mit frechem Geprahl,
Zum Becher erklangen da Wortspiel und Witz,
Als wäre gefangen der alte Fritz.
Doch Seydlitz bot Willkommen, da sagten sie: „Adel“
Und wie er rief: „Pros't Mahlzeit!“" da riefen sie: „O wehl“
Dann stieg er vom Rosse und nahm den Pokal,
Zu Gotha auf dem Schlosse war sürstliches Mahl: