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Feind auf offener Straße an und zwang ihn zum augepblicklichen
Zweikampfe. Unglücklicherweise zersprang Zieten die Klinge. Sein
Gegner drang dessenungeachtet immer wüthender auf ihn ein. Da sah
sich Zieten gezwungen, ihm das Degengefäß in's Gesicht zu werfen,
wodurch er ihn einen Augenblick der Besinnung beraubte Während
sich der Nitrmeister wieder etwas erholte, verschaffte sich Zieten eine
lange Stange. Damit wehrte er seinen Feind so lange ab, bis einige
Offiziere dazwischen traten. Der Vorfall kam wieder vor ein Kriegs-
gericht; dasselbe erkannte dem Rittmeister drei Monat Festung zu, Zie-
ten aber wurde verabschiedet. Der arme Lieutenant kehrte abermals
nach seinem väterlichen Gute zurück; allein auch diesmal erwachte bei
ihm sehr bald wieder die angeborne Lust zum Soldatenstande. Durch
Fürsprache der Generale Buddenbrock und Flans erhielt er vom Kö-
nige Verzeihung und eine Anstellung als Husarenlieutenant. Im fol-
genden Jahre wurde er zum Rittmeister befördert. Im Jahre 1735
schickte ihn der König mit 120 Husaren zu einem österreichischen Heere,
das am Rheine gegen die Franzosen kämpfte, um den Krieg kennen zu
lernen. Der österreichische General Baronay erkannte in ihm bald
den tüchtigen Husarenoffizier, verstärkte seine Compagnie um 300
Mann, mit denen Zieten mehrere kleine Streifparthien und Schar-
mützel glücklich ausführte. Baronay gab ihm ein rühmliches Zeugniß,
worauf ihn der König 1736 zum Major befäörderte.
200. Aeue Kämpfe.
Wie früher mit seinem Rittmeister gerieth Zieten jetzt mit seinem
Obersten in blutige Händel. Die Hauptveranlassung dazu war eine
ungerechte Vertheilung der Remontepferde. Zieten machte dem Oberst-
lieutenant Wurmb deswegen heftige Vorwürfe. Dieser gerieth darüber
so in Zorn, daß er die Thür schloß, zum Säbel griff und seinen
Gegner aufforderte, dasselbe zu thun. An Größe und Stärke war
Wurmb Zieten weit überlegen; dagegen war dieser gewandt und ein
guter Fechter. Bald erhielt der sechs Fuß lange Oberstlieutenant
einen Hieb in die Schulter, bald einen in's Gesicht, doch auch Zieten
bekam sein Theil. Der wüthende Wurmb hieb ihm, weil bei den
Husarensäbeln die Hand keine Deckung hat, den Mittelfinger der rech-
ten Hand ab. Zieten konnte nun mit dem Säbel nicht weiter fechten;
sein Gegner verlangte jedoch, der Zweikampf sollte mit Pistolen zu