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nebst der Perücke, die er auf seiner Säbelspitze in die Höhe hielt, zu
dem Könige brachte, rief dieser ihm lächeld zu: „Kinder, ihr habt
euere Schuldigkeit gethan; ihr seid brave Kerls! Klopft mir die Wie—
ner Perücken nur bei jeder Gelegenheit aus!“
Glänzend war der Erfolg Zieten's in dem Gefechte bei Katho—
lisch-Hennersdorf, wo er in Gemeinschaft mit den schwarzen Husaren
zwölf Fahnen und Standarten, vier Kanonen und fünf Paar Pauken
erbeutete.
203. Eine Heldenthat anderer Art.
Auf einer Reise nach seinem Gute Wustrau war Zieten genöthigt,
in dem Wirthshause zu Flatow zu übernachten. Gegen Mitternacht
wird er wach und fühlt seinen Fuß von Etwas umschlungen. Was
kann es anders sein, als eine Schlange, denkt er. Ich bin in einer
schlimmen Lage. Streife ich das giftige Gewürm mit Gewalt ab, so
wird es gereizt, und ich bin unfehlbar verloren; es wäre nicht der
erste Fall dieser Art. Wohlan, ich halte still, das wird hier das
Beste sein. Er befahl seine Seele Gott und schlief getrost wieder ein.
Als er am andern Morgen erwachte und sich näher unterrichten wollte,
welch ein Lindwurm ihn gefesselt halte, fand er zu seinem großen
Troste, daß die gefährliche Boa nichts anders als ein Eichhörnchen
war, welches, sein Bein umschwänzelnd, sich ein warmes Plätzchen bei
ihm im Bette gesucht hatte.
204. Zieten im siebenjährigen Kriege.
Als bei Prag das furchtbare Kartätschenfeuer der Oesterreicher
ganze Reihen Preußen niederstreckte und die andern in die Flucht trieb,
brachte Zieten die fliehenden Negimenter zum Stehen, und als der
greise Feldmarschall von Schwerin, die Fahne in der Hand, sich an
die Spitze des Fußvolks stellte und Ferdinand von Braunschweig den
Feind im Rücken faßte, deckte Zieten ihre Flanken und trug so das
Seinige zu dem herrlichen Siege bei.
Bei Leuthen befehligte Zieten die gesammte Reiterei des linken