Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Flügels und warf sich mit solchem Ungestüm auf die Oesterreicher, 
daß Widerstand unmöglich war. Sein Regiment allein machte 2000 
Gefangene. Nach der Schlacht mußten Zieten und Fouquet die flie- 
henden Feinde verfolgen. Der König feuerte sie durch unaufhörliche 
Zuschriften an: „Nur immer dicht an den Feind; ein Tag Arbeit 
bringt uns hundert Ruhetage.“ Die Verfolgung ward aber auch mit 
solchem Eifer betrieben, daß die Kaiserlichen ungeheure Verluste erlit- 
ten. 3000 Wagen und viele Tausende Gefangene fielen den Preußen 
in die Hände. Das feindliche Heer wurde so zerstreut, daß Prinz 
Karl nur 17,000 Mann nach Böhmen brachte. 
Ohne die Wachsamkeit Zieten's würde die Niederlage bei Hoch- 
kirch noch viel größer gewesen sein. Bei Kunersdorf waren es die 
Zieten'schen Husaren, welche den König, als er von Feinden rings 
umgeben war, aus der Umzingelung heraushieben. In den Schlachten 
bei Liegnitz und Torgau zeichnete sich Zieten vorzugsweise rühmlichst 
aus. Der König ehrte ihn mehr wie je, die Prinzen zeichneten ihn 
aus, die Kaiserin von Rußland und die Königin von Schweden ver- 
langten sein Bildniß; es hing aber auch in jeder Hütte des Preußen- 
landes. Ausländer suchten ihn auf, seine Mitbürger drängten sich um 
ihn und grüßten ihn ehrerbietig auf den Straßen; seine Soldaten 
liebten ihn und nannten ihn ihren Vater. Selbst seine Feinde konn- 
ten ihm ihre Achtung nicht versagen, und in Karlsbad, welches er 
nach dem siebenjährigen Kriege seiner Gesundheit halber besuchte, sah 
man ihn oft mit kaiserlichen Offizieren, besonders mit Laudon in ver- 
traulichem Gespräche. 
205. Zieten an des Königs Tafel. 
Der alte Zieten war allezeit ein gewünschter Gast an der Königs- 
tafel. Nun geschah es einmal in der Zeit nach dem siebenjährigen 
Kriege, daß er am Charfreitag zur Tafel in's Schloß befohlen wurde. 
Er entschuldigte sich, weil er zum heiligen Abendmahl gehen wolle 
und sich in seiner andächtigen Stimmung nicht stören lassen möchte. 
Als er bald darauf bei Hofe erschien, redete ihn der König mit 
einem Scherz über das heilige Sacrament an. Der leichtfertige 
Theil der Gesellschaft brach darüber in ein schallendes Gelächter aus. 
Daschüttelte der greise Feldherr das Haupt, stand auf, verbeugte
	        
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