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halt' er sein Leben, so lange sein Alter es zuläßt, damit ich noch oft
das Vergnügen habe, ihn wieder zu sehen.“
Am 25. Januar 1786 war Zieten noch spazieren gefahren; in
der folgenden Nacht erkrankte er, und noch ehe der neue Morgen
dämmerte, schloß er seine Augen für dieses Leben. Seine irdische Hülle
wurde nach Wustrau gebracht und in ein Grab neben der Kirche ein-
gesenkt. In der Kirche ließen ihm die Hinterbliebenen ein Denkmal
aus Marmor setzen, das die Inschrift trägt: „Mit Friedrich lebt er
im Jahrbuche der Geschichte, bewundert als Held, geliebt als Mensch
und Christ. Glücklich waren durch ihn, die weinend dies Denkmal
ihm setzten: Gattin und Kinder.“
208. Hans Joachim von Zieten.
Joachim Hans von Zieten
Husaren-General, —
Dem Feind die Stirne bieten
Thät er die hundert Mal;
Sie haben's All erfahren,
Wie er die Pelze wusch
Mit seinen Leibhusaren,
Der Zieten aus dem Busch.
Hei, wie den Feind sie bläuten
Vei Lowositz und Prag,
Bei Liegnitz und bei Leuthen
Und weiter Schlag auf Schlag;
Bei Torgau, Tag der Ehre,
Ritt selbst der Fritz nach Haus,
Doch Zieten sprach: „ich kehre
Erst noch mein Schlachtfeld aus.“
Sie kamen nie alleine,
Der Zieten und der Fritz,
Der Donner war der Eine,
Der Andre war der Blitz;
Es wies sich keiner träge,
Drum schlug's auch immer ein,
Ob warm' ob kalte Schläge,
Sie pflegten gut zu sein. —
Der Friede war geschlossen;
Doch Krieges Lust und Oual,
Die alten Schlachtgenossen
Durchlebten's noch einmal.
Wie Marschall Daun gezaudert,
Und Fritz und Zieten nie,
Es ward jetzt durchgeplaudert
Bei Tisch in Sanssouci.
Einst mocht' es ihm nicht schmecken,
Und sieh, der Zieten schlief;
Ein Höfling will ihn wecken, —
Der König aber rief:
„Laßt schlafen mir den Alten,
Er hat in mancher Nacht
Für uns sich wach gehalten, —
Der hat genug gewacht.“ —
Und als die Zeit erfüllet
Des alten Helden war,
Lag einst, schlicht eingehüllet,
Hans Zieten der Husar;
Wie selber er genommen
Die Feinde stets im Husch,
So war der Tod gekommen
Wie Zieten aus dem Busch.
Th. Fontane.