Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

319 
Jubel folgten sie ihm in Schlacht und Tod. Die Namen Lodi, Arcole, 
Rivoli erinnern an die Heldenthaten des französischen Heeres im Jahre 
1796. Vier österreichische Heere wurden vernichtet, ganz Oberitalien 
erobert und im Frieden von Campo Formio (1797) mußte Oesterreich 
das reiche Belgien an Frankreich abtreten. Darauf unternahm Bona- 
parte einen Feldzug nach Egypten, um den Turken dies wichtige Land 
zu entreißen, und von da aus die Engländer in Ostindien zu bekriegen. 
Unweit Cairo im Angesicht der berühmten Pyramiden stand er den 
Mamelucken (Egyptern) gegenüber. „Franzosen,“ rief er seinen Sol- 
daten zu, „vergesset nicht, daß von den Höhen dieser Denkmäler vier 
Jahrtausende auf euch herabschauen.“ Glänzend war der Sieg, aber 
eben so fürchterlich die Niederlage, welche die französische Flotte durch 
den englischen Seeheld Nelson bei Abukir (Egypten) erlitt. Ein Er- 
oberungokrieg nach Syrien schlug fehl. Unterdessen hatten Oesterreich 
und Rußland den Krieg wieder begonnen, und alle Heere Frankreichs 
waren geschlagen worden. Da besteigt Napoleon heimlich ein Schiff, 
entgeht wie durch ein Wunder den Engländern, die überall auf ihn 
lauern, zieht unter dem Jubel des Volks in Paris ein, stürzt die Re- 
gierung, die im Lande nicht geachtet wurde und macht sich zum ersten 
Consul. Keiner widersetzt sich. Nur von ihm erwartete man Rettung. 
Und er brachte sie. Er stellte sich wieder an die Spitze eines Heeres, 
ging damit über die Alpen und schlug die Oesterreicher in einer blu- 
tigen Schlacht bei Marengo in Italien (1800), worauf im Frieden 
zu Lüneville (1801) das ganze linke Rheinufer an Frankreich abgetre- 
ten werden mußte. Aber auch im Frieden zeigte sich Bonaparte groß. 
Er suchte der Kirche wieder Ansehen und Einfluß auf die Menschen zu 
verschaffen, ließ ein vortreffliches Gesetzbuch entwerfen, prachtvolle 
Straßen und Kanäle anlegen, beförderte Handel und Gewerbe und 
erlangte dadurch, daß man ihn (1802) zum lebenslänglichen Consul 
und (1804) sogar zum Kaiser von Frankreich ausrief. Mit gewal- 
tiger Hand lenkte er nun Alles nach seinem Willen, vergab Länder 
und Kronen, wie es ihm gut däuchte. Seinen Bruder Ludwig machte 
er zum Könige von Holland, seinen Bruder Joseph zum Könige von 
Spanien, seinen Schwager Mürat zum Könige von Neapel, seinen 
Stiefsohn Eugen zum Vicekönig von Oberitalien, das deutsche Reich 
riß er auseinander (1806) und setzte an dessen Stelle den Rheinbund, 
und erklärte sich zu dessen Protector (Schirmherr). Zugleich vermin- 
derte er die 300 bis 400 Herrschaften, aus denen bisher Deutschland 
bestanden hatte, auf etwa vierzig und ordnete die kleineren den größeren 
unter. Die Kurfürsten von Bayern und Sachsen und der Herzog von
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.