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Jubel folgten sie ihm in Schlacht und Tod. Die Namen Lodi, Arcole,
Rivoli erinnern an die Heldenthaten des französischen Heeres im Jahre
1796. Vier österreichische Heere wurden vernichtet, ganz Oberitalien
erobert und im Frieden von Campo Formio (1797) mußte Oesterreich
das reiche Belgien an Frankreich abtreten. Darauf unternahm Bona-
parte einen Feldzug nach Egypten, um den Turken dies wichtige Land
zu entreißen, und von da aus die Engländer in Ostindien zu bekriegen.
Unweit Cairo im Angesicht der berühmten Pyramiden stand er den
Mamelucken (Egyptern) gegenüber. „Franzosen,“ rief er seinen Sol-
daten zu, „vergesset nicht, daß von den Höhen dieser Denkmäler vier
Jahrtausende auf euch herabschauen.“ Glänzend war der Sieg, aber
eben so fürchterlich die Niederlage, welche die französische Flotte durch
den englischen Seeheld Nelson bei Abukir (Egypten) erlitt. Ein Er-
oberungokrieg nach Syrien schlug fehl. Unterdessen hatten Oesterreich
und Rußland den Krieg wieder begonnen, und alle Heere Frankreichs
waren geschlagen worden. Da besteigt Napoleon heimlich ein Schiff,
entgeht wie durch ein Wunder den Engländern, die überall auf ihn
lauern, zieht unter dem Jubel des Volks in Paris ein, stürzt die Re-
gierung, die im Lande nicht geachtet wurde und macht sich zum ersten
Consul. Keiner widersetzt sich. Nur von ihm erwartete man Rettung.
Und er brachte sie. Er stellte sich wieder an die Spitze eines Heeres,
ging damit über die Alpen und schlug die Oesterreicher in einer blu-
tigen Schlacht bei Marengo in Italien (1800), worauf im Frieden
zu Lüneville (1801) das ganze linke Rheinufer an Frankreich abgetre-
ten werden mußte. Aber auch im Frieden zeigte sich Bonaparte groß.
Er suchte der Kirche wieder Ansehen und Einfluß auf die Menschen zu
verschaffen, ließ ein vortreffliches Gesetzbuch entwerfen, prachtvolle
Straßen und Kanäle anlegen, beförderte Handel und Gewerbe und
erlangte dadurch, daß man ihn (1802) zum lebenslänglichen Consul
und (1804) sogar zum Kaiser von Frankreich ausrief. Mit gewal-
tiger Hand lenkte er nun Alles nach seinem Willen, vergab Länder
und Kronen, wie es ihm gut däuchte. Seinen Bruder Ludwig machte
er zum Könige von Holland, seinen Bruder Joseph zum Könige von
Spanien, seinen Schwager Mürat zum Könige von Neapel, seinen
Stiefsohn Eugen zum Vicekönig von Oberitalien, das deutsche Reich
riß er auseinander (1806) und setzte an dessen Stelle den Rheinbund,
und erklärte sich zu dessen Protector (Schirmherr). Zugleich vermin-
derte er die 300 bis 400 Herrschaften, aus denen bisher Deutschland
bestanden hatte, auf etwa vierzig und ordnete die kleineren den größeren
unter. Die Kurfürsten von Bayern und Sachsen und der Herzog von