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ihm mit ahnender Seele: „Werde etwas Tüchtiges, lieber Fritz. Ed
wartet Großes auf dich. Mein Tagewerk ist bald zu Ende; aber ich
fürchte, nach meinem Tode wird's d'rüber und d'runter gehen, und du
wirst einmal einen schweren Stand haben. Rüste dich und sei fest!
Denke an mich! Wache über unsere Ehre und unsern Ruhm; begehe
keine Ungerechtigkeit dulre aber auch keine! Halte es stets mit dem
Volke, daß es dich liebe und dir vertraus; darin allein nur kannst du
stark und glücklich sein. Vergiß diese Stunde nicht!“ — Und der
Prinz hat sie niemals vergessen.
Im Jahre 1797 trat Friedrich Wilhelm die Regierung an. Das
Wohl seines Volkes nach bestem Wissen zu fördern, war sein fester
Vorsatz., Das beweisen viele nützliche Einrichtungen, die er traf. Zu-
nächst befahl er, alle Beamte zu entlassen, die ihre Schuldigkeit nicht
thaten, indem er sagte: „Der Staat ist nicht reich genug, unthätige
und müßige Glieder zu besolden.“ Das wieder eingeführte Tabacks-
monopol wurde für immer abgeschafft. Auch das Wöllnersche Reli-
gionsedict wurde aufgehoben; denn der König, in dessen Herzen selbst
die tiefste und ungeheucheltste Frömmigkeit wohnte, wollte nicht, daß
seinen Unterthanen ein buchstäblicher todter Glauben aufgezwungen
werden sollte. Vor allem suchte er die Landesschulden zu tilgen, die
sich auf fast 50 Millionen Thaler beliefen. Dazu gehörte zunächst
Ordnung und Sparsamkeit im Staatshaushalte. Er ging mit einem
guten Beispiel voran. Ihn selbst sah man stets in einem schlichten
Rocke; auf seine Tafel kamen keine theure Leckerbissen. Zu einem Ma-
ler, der ihn nicht gern in seinem alten Rocke malen wollte, sagte er
in seiner kurzen, kräftigen Weise: „Weiß nicht, was sie wollen! Alte
Sachen in Ehren halten! Ist noch sehr gut; werde ihn noch einige
Jahre tragen. Wo denken sie hin? Mit mir ist's anders, als mit
andern Menschen. Lassen sie sich einen neuen Rock machen, nun gutl
Wenn sie das Geld dazu haben, immerhin! Aber wenn ich die Gro-
schen nicht spare, haben meine Unterthanen nicht die Thaler.“ — Als
einmal der Federbusch auf seinem Hute im Regen naß geworden war,
kam er sehr verdrießlich nach Hause, und als sein Kammerdiener sagte,
es koste ja nur sechözehn Groschen, den Federbusch zurecht machen zu
lassen, da erwiederte er: „Nur? dächte, das wäre viel. Wenn ihr bei
euren Ausgaben immer „Nur“ sagt, werdet ihr nie auf einen grünen
Zweig kommen. Sechszehn Groschen für einen durchnäßten Federbusch
sind weggeworfen. Gebe sie lieber einem Armen.“ — Zu seinem Hof-
marschall, der ihm, da er König sei, zwei Gerichte mehr auf den Kü-
chenzettel bringen wollte, sprach er verwundert, ob er etwa meine, daß
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