Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

321 
ihm mit ahnender Seele: „Werde etwas Tüchtiges, lieber Fritz. Ed 
wartet Großes auf dich. Mein Tagewerk ist bald zu Ende; aber ich 
fürchte, nach meinem Tode wird's d'rüber und d'runter gehen, und du 
wirst einmal einen schweren Stand haben. Rüste dich und sei fest! 
Denke an mich! Wache über unsere Ehre und unsern Ruhm; begehe 
keine Ungerechtigkeit dulre aber auch keine! Halte es stets mit dem 
Volke, daß es dich liebe und dir vertraus; darin allein nur kannst du 
stark und glücklich sein. Vergiß diese Stunde nicht!“ — Und der 
Prinz hat sie niemals vergessen. 
Im Jahre 1797 trat Friedrich Wilhelm die Regierung an. Das 
Wohl seines Volkes nach bestem Wissen zu fördern, war sein fester 
Vorsatz., Das beweisen viele nützliche Einrichtungen, die er traf. Zu- 
nächst befahl er, alle Beamte zu entlassen, die ihre Schuldigkeit nicht 
thaten, indem er sagte: „Der Staat ist nicht reich genug, unthätige 
und müßige Glieder zu besolden.“ Das wieder eingeführte Tabacks- 
monopol wurde für immer abgeschafft. Auch das Wöllnersche Reli- 
gionsedict wurde aufgehoben; denn der König, in dessen Herzen selbst 
die tiefste und ungeheucheltste Frömmigkeit wohnte, wollte nicht, daß 
seinen Unterthanen ein buchstäblicher todter Glauben aufgezwungen 
werden sollte. Vor allem suchte er die Landesschulden zu tilgen, die 
sich auf fast 50 Millionen Thaler beliefen. Dazu gehörte zunächst 
Ordnung und Sparsamkeit im Staatshaushalte. Er ging mit einem 
guten Beispiel voran. Ihn selbst sah man stets in einem schlichten 
Rocke; auf seine Tafel kamen keine theure Leckerbissen. Zu einem Ma- 
ler, der ihn nicht gern in seinem alten Rocke malen wollte, sagte er 
in seiner kurzen, kräftigen Weise: „Weiß nicht, was sie wollen! Alte 
Sachen in Ehren halten! Ist noch sehr gut; werde ihn noch einige 
Jahre tragen. Wo denken sie hin? Mit mir ist's anders, als mit 
andern Menschen. Lassen sie sich einen neuen Rock machen, nun gutl 
Wenn sie das Geld dazu haben, immerhin! Aber wenn ich die Gro- 
schen nicht spare, haben meine Unterthanen nicht die Thaler.“ — Als 
einmal der Federbusch auf seinem Hute im Regen naß geworden war, 
kam er sehr verdrießlich nach Hause, und als sein Kammerdiener sagte, 
es koste ja nur sechözehn Groschen, den Federbusch zurecht machen zu 
lassen, da erwiederte er: „Nur? dächte, das wäre viel. Wenn ihr bei 
euren Ausgaben immer „Nur“ sagt, werdet ihr nie auf einen grünen 
Zweig kommen. Sechszehn Groschen für einen durchnäßten Federbusch 
sind weggeworfen. Gebe sie lieber einem Armen.“ — Zu seinem Hof- 
marschall, der ihm, da er König sei, zwei Gerichte mehr auf den Kü- 
chenzettel bringen wollte, sprach er verwundert, ob er etwa meine, daß 
V n 21
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.