Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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sein Magen nach seiner Thronbesteigung größer geworden sei. Und 
als er einst indianische Vogelnester zum Geschenk erhielt, von denen 
jedes einen Dukaten kostete, rief er aus: „Erbärmlich, für solch ein 
Ding so viel Geld auszugeben“ 
Eine solche Sparsamkeit wurde auch in der gesammten Staats- 
verwaltung eingeführt. Dadurch konnten große Summen erübrigt und 
binnen 8 Jahren 23 Millionen Thaler von den Landesschulden abge- 
tragen werden. Eben so viele Millionen wurden auf die Erbauung 
von Kirchen und Schulen verwandt; denn der König wollte, daß sein 
Volk ein frommes und gebildetes Volk sei. Mit andern Millionen 
wurden Kunststraßen und Kanäle angelegt, Armen= und Waisenanstal- 
ten unterstützt. 
219. Kriegserklärung an Frankreich. 
(806). 
Seit dem Frieden von Basel hatte Preußen Ruhe gehabt. Frie- 
drich Wilhelm III. war fest entschlossen, so lange es eben möglich sei, 
seinem Lande den Frieden zu bewahren. Er wies deshalb alle An- 
träge Oesterreichs und anderer Staaten, sich mit ihnen gegen Frank- 
reich zu verbinden, mit Entschiedenheit zurück; ebenso wenig ließ er 
sich durch Napoleon's dringende Vorstellungen zu einem Bündniß mit 
Frankreich bewegen. Er wollte neutral, d. h. parteilos bleiben. Aber 
er brachte seine Armee auf Kriegsfuß, um für das Schlimmste gerüstet 
zu sein. Der Krieg konnte nicht ausbleiben; denn Napoleon suchte 
ihn. Wider alles Völkerrecht ließ er seinen General Bernadotte mit 
100,000 Mann durch preußisches Gebiet (Ansbach und Batireuth) 
marschiren, um den Oesterreichern in den Rücken zu fallen. Darüber 
wurde Friedrich Wilhelm sehr entrüstet. Die Armee, ja das ganze 
preußische Volk, forderte laut den Krieg gegen Frankreich. Der Fran- 
zosenhaß füllte alle Gemüther. Der König rüstete und schloß mit dem 
Kaiser Alexander von Rußland, der in dieser Zeit nach Berlin kam, 
über dem Sarge Friedrich des Großen ein enges Freundschaftsbündniß. 
Bevor er aber das Schwert zöge, wollte er noch Alles thun für den 
Frieden. Er schickte deshalb seinen Minister Haugwitz in das Haupt- 
quartier Napoleons, der inzwischen siegreich bis in das Herz von 
Oesterreich vorgedrungen war und in Mähren den Russen und Oester- 
reichern entgegenrückte. Haugwitz ließ sich durch allerlei nichtige Vor-
	        
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