Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Hohenlohe führte es. Auch der König befand sich anfangs bei dem- 
selben. Er verließ es aber bald und eilte, die Macht seiner östlichen 
Provinzen aufzubieten. Der Fürst von Hohenlohe wollte seine Trup- 
pen unter dem Schutze der Festung Magdeburg ordnen und zum 
Kampfe stärken. Der Kommandant erklärte aber, die Magazine reich- 
ten nur für die eigene Besatzung aus. Da zog das Heer weiter, um 
Stettin zu erreichen. Bei Prenzlau wurde es aber von den Franzo- 
sen eingeholt. Die Preußen hatten weite Umwege gemacht und waren 
sehr ermüdet. Der Oberst von Massenbach brachte Bescheid, zwischen 
Prenzlau und Stettin stehe es voller Franzosen. Ein französischer 
General versicherte auf sein Ehrenwort, daß das ganze preußische Heer 
umzingelt sei. Da verlor auch der Fürst von Hohenlohe den Muth 
und gab sich mit 16,000 Mann gefangen. Viele Soldaten, über die 
Muthlosigkeit ihrer Führer entrüstet, stampften mit den Füßen auf den 
Boden und zerschlugen ihre Gewehre. 
Am folgenden Tage übergab der General von Romberg das feste 
Stettin mit 6000 Mann Besatzung, 160 Kanonen und sehr reichen 
Magazinen. Es war ein altersschwacher Mann, dem die Muthlosig= 
keit des Augenblicks die Besinnung raubte. Schimpflich ging es in 
Küstrin her. Der Kommandant hatte kurz vorher noch gegen den Kö- 
nig geprahlt, er werde sich halten, bis ihm das Schnupftuch in der 
Tasche brenne. Als aber die Franzosen heranrückten, fuhr er in einem 
Kahne auf die andere Seite der Oder. Da kam ihm ein französischer 
Offizier entgegen. Mit diesem ging er in ein Haus der Vorstadt. 
Hier verrieth der Oberst von Ingersleben die Festung dem Feinde. 
Selbst das Bollwerk des Landes, das stolze Magdeburg, ergab sich 
ohne Kampf, 24,000 Mann und 20 Generale bildeten die Besatzung. 
Kanonen, Pulver, Kugeln, Lebensmittel, Alles war im Ueberflusse vor- 
handen; Alles, nur nicht Muth und Ehre. Die schmachvolle Ueber- 
gabe dieser Festung wurde besonders von der Königin Louise schmerz- 
lich empfunden. „Wenn man mir das Herz öffnen könnte,“ sagte sie, 
„so würde man gewiß mit blutiger Schrift das Wort Magdeburg 
darin finden.'““ Bei ihrem Tode ergab 0na daß zwar nicht das Wort 
Magdeburg, wohl aber der Buchstabe N. (Napoleon) in ihrem Her- 
den ausgeprägt war.
	        
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