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den dauerte der grausige Kampf. Endlich entschied das Kriegsglück für
Napoleon. 16,000 Russen lagen in ihrem Blute. Das brennende Fried-
land beleuchtete wie eine schaurige Leichenfackel das Schlachtfeld. Am
19. Juni zog Napoleon in Preußens nördlichste Grenzstadt Tilsit ein.
226. Der Friede zu Tilsit,
am 9. Juli 1807.
Nach der Schlacht bei Friedland wurden zwischen dem Kaiser Alegan
der und Napoleon in der Stadt Tilsit die Ridenbrerhanklungen er-
öffnet. Auch Preußen nahm daran Theil; selbst die Königin Luise kam
nach Tilsit, um durch ihre Sanftmuth und Milde mildere Friedensbe-
dingungen von Napolcon zu erwirken. Ihre Bemühungen waren aber
vergebens. Der Friede von Tilsit, der am 9. Juli 1807 geschlossen
wurde, raubte dem Könige die Hälste seines Reichs. Es blieb ihm nur
Pommern, Schlesien, Brandenburg östlich von der Elbe, Ostpreußen und
ein kleines Stück von Westpreußen. Dazu mußte das ausgesogene Land
80 Millionen Thaler Kriegssteuern aufbringen. Bis das Geld bezahlt
war, mußten französische Heere von den Bauern und Bürgern unter-
halten werden. Aber auch dann noch sollten Stettin, Küstrin und Groß-
Glogau in den Händen des Feindes bleiben. Um aber die Kränkung
für den König vollständig zu machen, ließ der französische Kaiser in der
Friedensurkunde auddrücklich bemerken, daß er dem Könige nur aus Ach-
tung für den Kaiser von Rußland einen Theil der eroberten Länder zu-
rückgebe!
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227. Die Treuen im Lande.
Preußen war dem Stoße des Unglücks erlegen; der Staat, an dem
große Männer Jahrhunderte lang gebaut, lag in Trümmern. Eine
preußische Armee gab es nicht mehr. Der alte Glanz war verdunkelt,
der Ruhm in Schmach verwandelt worden. Der König und die Köni-
gin litten unaussprechlich; doch die Schläge des Schicksals konnten idren
Muth nicht veugen. Auch manches Sternlein der Freude sahen sie in
der Racht ihres Unglücks schimmern. Nicht jeder Heerführer war muth-
los und feige geworden, nicht jede Festung ergab sich widerstandslos
dem Feinde. Es gab noch Männer von echtem Preußenmuthe und edler