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Läßt ihr sagen, daß der Kleine nicht sei Schuld an Preußens Fall,
Und daß schon ans kleinern Leuten wuchs manch großer General.
Und der Junker von Stockhausen, den Napoleon erkannt:
Kriegsminister ward er später, preuß'scher Generallieutenant!
A. Dunker.
230. Königin Louiffe.
Es stieg herab einst aus des Himmels Räumen
Ein holdes Bild voll jugendlichem Glanz,
Es wußte schön des Lebens Lenz zu säumen
Mit frischer Blüthen fanft gewob'nem Kranz,
Und trug das Glück hernieder zum Palast,
Ein häuslich Glück, das reinste Glück der Erde,
Daß= er zum Himmel jenem Fürsten werde,
Der für sein Bolk stets sorgte sonder Nast!
Ach, aber all' der Glanz, der es umwoben,
Bald schwebt' er in die Heimath nach dork oben!
Straß.
Sie war eine Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz und erblickte
das Licht der Welt am 10. März 1776 zu Hannover. Schen in ih-
rem 6. Jahre verlor sie ihre Mutter, fand aber in vem Fräulein von
Wohlzogen eine echt mütterlich gesinnte Erzieherin und treffliche, geist-
reiche Lehrerin, die viele edle Samenkörner in das empfängliche Herz
der jungen Fürstentochter gelegt. Unter der späteren Leitung und Pflege
ihrer Großmutter, der verwittweten Landgräfin vom Hessen-Darmstadt,
entfaltete sich ihr Charakter in schönster Weise. Ihre Güte und Milde,
ihre Frömmigkeit und Tugend erwarben ihr schon als jungfräuliche
Prinzessin allgemeine Liebe; als Königin aber wurde sie ein Gegen-
stand wahrer Verehrung, und dem preußischen Volke wird sie unver-
geßlich bleiben. Einen Theil ihrer Jugend verlebte sie mit ihrer Groß-
mutter auf dem Schlosse Broich bei Mühlheim an der Nuhr, wo man
noch viele schöne Züge ihres edlen, menschenfreundlichen Herzens erzählt.
An der Hand ihrer Erzieherin pilgerte das holde Fürstenkind in die
Wohnungen der Armen und trocknete die Thränen der Weinenden. So
war Wohlthun stets ihre Freude. Es war zu Frankfurt am Main im
Jahre 1793, als der Kronprinz. Friedrich Wilhelm- diese. Beume der
Frauen zuerst sah. Sie war jung und schön und vow hohem statt-