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Bon neuem kracht's, die schweren Mauern zittern,
Der Grund erbebt, fast taub wird jedes Ohr,
Die Thürme wanken, wie in Ungewittern
Die Riesentanne schwanket, gleich dem Rohr.
Und immer wieder brüllt das Ungeheuer,
Speit unermüdlich Felsenblöcke aus.
Die Edlen sitzen wie im Höllenfeuer,
Und bald versinkt die Burg in Schutt und Graus.
So kehrt die faule Grete rein die Marken,
Und bess're Saaten sprießen auf im Land.
Der Burggraf pflanzt, begießt und sieht erstarken
Den Zollernthron im losen märk'schen Sand.
J. D. Lüttringhaus.
18. Die faule Grete und die schöne Else.
Der erste Kurfürst Friederich
Zwei Frauen brachte der mit sich,
Den beiden hielt nicht lange Stand
Das trotz'ge Volk im Märkerland.
Gewaltig laut und beinah rauh
Sprach Kurfürst Friedrichs eine Frau,
Und manche stolze Feste sank
Vor ihrer Stimme Donnerklang.
Die Bredow und die Itzenplitz,
Die scheuten ihres Auges Blitz,
Und liebt' man auch die Frau nicht sehr,
So fürchtet' man sie desto mehr. —
Kurfürst Friedrichs zweit' Gemahl
War als wie ein Mondenstrahl,
Gar so hold und wunderschön,
Wie man selten sie gesehn.
Köckeritz und selber Kracht
Beugten sich der sanften Macht,
Rochows sahst du auf den Knie'n,
Kröchers sanken vor ihr hin.
Die der erste Kurfürst minnt,
War des Bayerherzogs Kind,
Und die „schöne Else“ hieß
Diese Dame wundersüß.
Kurfürst Friedrichs andre Frau,
Mit der Stimme dumpf und rauh,
War im brandenburger Land
„Faule Grete“ zubenannt.
Denn es war ein schwer Geschütz,
Das mit Donnerknall und Blitz
Brach so manche stolze Burg
In dem Lande Brandenburg.
G. Hesekiel.