za0
schon“ Dafß die Geschichte eine solche Wendung nehmen würde, hatte
der König nicht erwartet. Er rückte aber die acht blanken Thaler lang-
sam heraus. Die Königin sah ihm zu und lächelte!
237. Die Königin und der Maurermeister van der Leeden.
An einem schönen Frühlingstage, als die Königen im Lustgarten
beim Schloße zu Potsdam spazieren ging, erblickte sie auf einer Bank
einen blassen hageren Mann. Seine Gestalt ist zusammen gedrickt, sein
Auge matt, sein ganzes Wesen bis auf's Aeußerste erschöpft und elend.
Voll Mitleid läßt ihm die Königin einige Friedrichsd'or reichen. Allein
der Fremde lehnt diese Gabe ab, indem er mit schwacher Stimme
spricht: „„Ich bin nicht arm.“ Voll Besorgniß, den Unbekannten ver-
letzt zu haben, geht sie selbst zu ihm hin und spricht mit theilnehmender
Stimme: „JIch habe Ihnen nicht weh thun wollen. Wenn Sie nicht
arm sind, so sind Sie doch krank; vielleicht kann ich zu Ihrer Genesung
Etwas beitragen.“ Der Fremde erzählt ihr darauf, er sei der Maurer-
meister van der Leeden, habe den Winter über schwer darnieder gelegen
und wolle sich hier in der warmen Frühlingssonne etwas erquicken.
Die Königin erwiederte ihm, der König liebe die guten Bürger seiner
Vaterstadt, und sie theile von Herzen diese Empfsindung. Mehr als
die Frühlingssonne erquickte die liebevolle Theilnahme seiner Königin
den kranken Mann, der von nun an Wochen lang bis zu seiner voll-
ständigen Genesung jeden Tag würziges Obst und andere stärkende
Erfrischungen aus der königlichen Küche erhielt.
238. Zwei Briefe an ihren Vater.
Es ist auf's Neue ein ungeheueres Unglück über uns gekommen,
und wir stehen auf dem Punkte, das Königreich zu verlassen. Be-
denken Sie, wie mir dabei ist; doch bitte ich Sie, verkennen Sie
Ihre Tochter nicht. Glauben Sie ja nicht, daß Zweifel und Klein-
muth mein Haupt beugen. Zwei Hauptgründe habe ich, die mich
über Alles erheben. Der erste ist der Gedanke: wir sind kein Spiel
des blinden Zufalls, sondern wir stehen in Gottes, Hand, und die