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Der nimmer sich erfüllt;
Die Erde scheint ein offnes Grab,
Das Leben eine Sehnsucht nach dem Tode.
Die Krone war von ihrem Haupt gefallen
Und lag auf dem verschlossnen Sarg,
Der nun die Herrliche verbarg;
In frischem Glanz die Blumen wallen
Noch an dem hohen Blumenbogen,
Durch den sie glänzend eingezogen,
Durch den ihr Sarg wird ernst getragen
Zu jenem schwarzen Wagen,
Der ihn zu uns gebracht.
O welche Reise!
Wie traurig leise
Durchzogen wir der schwarzen Fichten Nacht!
Es sielen unfre Thränen in den Sand;
Sie gab einst Schönheit diesem Land,
Als sie noch lebend es durchflogen,
Als noch die Armen ihr so froh entgegenzogen,
Gefaltet still lag jetzt die milde Hand.
Wie viel wir auch verloren,
Mehr als wir Alle, ach, verlor der Eine,
Den Gott als König über Alle setzte,
Dem sie von Gott ward zugesandt,
Der schweren Zeiten Sorge zu verscheuchen;
Ich sah ihn heut mit hohem Muth
Im schwarzen Eingang seines Schlosses,
Im Kreise seiner Kinder.
Ihr lang zurüe gehaltnes Weinen unterbrach die feierliche Stille;
Das Kleinste, unbewußt der Schmerzen,
Sah lächelnd auf das schwarze Kissen,
Worauf es ruhte.
Er stand nach seines Hauses ernstem Brauch,
Empfing die Todte,
Die langsam dumpf heraugerollt,
Wie er die Lebende so oft empfangen;
Er ging voran dem Sarg zum Tranersaale.
Es ist zu schwer, es sagt dies nie ein Mund,
Gerührt erschienen mir die hohen Ahnenbilder,
Doch Gott gab ihm die Kraft es zu ertragen.