Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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perliche Strafen, Stockhiebe und Spießruthen abgeschafft. Nicht bloß 
der Adelige, auch der Bürgerliche sollte Offizier werden können; nicht 
Geburt, Talent und Verdienst sollten entscheiden. Die elenden Söld- 
linge wurden entfernt, und an ihrer Statt wurde aus den Landessöhnen 
ein Volksheer gebildet. Das Gesetz bestimmte jeden jungen waffenfä- 
higen Mann zum Kriegsdienste. Hatte früher die Dienstzeit so lange 
gedauert, als der Soldat das Gelvehr tragen konnte, so dauerte sie 
jetzt nur kurze Zeit. Alle drei Monate wurden neue Rekruten ausge- 
hoben, tüchtig einexerzirt und dann in die Heimath entlassen. So 
wurde in wenig Jahren die ganze waffenfähige Mannschaft des preu- 
ßischen Landes zum Kriegsdienste vorbereitet, und während Napoleon 
sich nicht darüber beklagen konnte, daß mehr als 42,000 Soldaten un- 
ter den Waffen seien, stand das ganze Volk wehrkräftig da. So wurde 
Scharnhorst der Gründer der preußischen Landwehr, wodurch er dem 
Vaterlande unberechenbare Dienste leistete, und der Waffenschmied der 
deutschen Freiheit wurde. Das Joch der Franzosen zu zerbrechen, war 
das Ziel seines Strebens. Im Frühjahr 1813 erschien er als Chef 
des Generalstabes mit dem Heere Blüchers in Sachsen. Aber nur den- 
Morgen der Freiheit sollte er dämmern sehen. Bei Lätzen wurde er 
schwer verwundet, eine Kartätschenkugel traf ihn am Schenkel. Er 
achtete der Wunde nicht. Im Auftrage seines Königs eilte er nach 
Prag. Doch hier, „wo Schwerin im Blute lag,“ sollte auch er sein 
Leben beschließen. Der 28. Juni 1813 ist sein Todestag. Die Ge- 
beine des edlen Mannes ruhen auf dem Kirchhof der Invaliden; ein 
schönes Denkmal ziert seine Grabstätte. Preußen wird seinen Scharn- 
horst nie vergessen! 
  
243. Der Freiherr von Stein. 
„Des Rechtes Grund-Stein, 
Dem Urrecht ein Eck- Stein, 
Der Deutschen Edel-Stein!“ 
Wie der General Scharnhorst das Heerwesen neu organisirte (ein- 
richtete) und ein Volksheer, die Landwehr, schuf, so wurde der Freiherr 
von Stein der Schöpfer einer neuen Gesetzgebung für die stttliche He- 
bung des Bürger und Bauernstandes. Er gehörte dem alten reichs-
	        
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