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rief ihnen zu: „Kinder, der ist wie ein braver Husar mit Gott für
König und Vaterland gestorben!“ Dadurch wurden die Leute wieder
ermuthigt. Gar manchen braven Kerl und so manches gute Pferd ha-
ben wir noch auf diese Art durch französische Kanonenkugeln verloren,
denn wir mußten noch geraume Zeit im feindlichen Lager ruhig halten
bleiben. Ein hitziges Gefecht tobte aber in den Dörfern vor uns,
welche von unserer braven Infanterie doppelt gestürmt und von den
Franzosen, die Rapoleon selbst kommandirte, hartnäckig vertheidigt wur-
den. Wahrhastig es war eine Freude mit anzusehen, mit welchem Ei-
fer unsere Infanteristen, größtentheils junge Kerle, die heute auch zum
ersten Male in's Feuer kamen, auf den Feind losstürmten. Wenn auch
noch so viel zusammen geschossen wurden und ganze Haufen von Ver-
wundeten bei uns vorbeikamen, immer lustig und muthig, als wenn die
feindlichen Kugeln nur lauter Schneeballen wären, stürmten die Andern
darauf los. Von allen Seiten tobte die Schlacht um uns und gar
viele, viele preußische und russische Soldaten waren schon gefallen. So
groß war die Wuth von uns Preußen gegen die Feinde, daß ich selbst
mit meinen eigenen Augen gesehen habe, wie Verwundete, wenn sie nur
den ersten Verband erhalten hatten, sich wieder aufrafften und in die
Schlachtlinie stürzten. So lief ein junger Offizier von einem schlesischen
Regiment an uns vorbei, der seinen linken Arm in der Binde und einen
Verband über den Kopf hatte. Trotz dem bemühte er sich, so
rasch ihn die Füße nur tragen wollten, denn er schien schon viel Blut
verloren zu haben, wieder in die Linie der Schützen hineinzukommen.
„Schonen Sie sich, Herr Kamerad!“" rief ihm ein Lieutenant unsers
Zuges zu, „Sie sind ja durch Ihre Wunden schon so mitgenommen,
daß Sie sich kaum noch auf den Beinen halten können.“ „Oh, es
muß noch gehen,“ gab der zur Antwort zurück. „Heute gilt es, den
Tag von Jena wieder auszugleichen.“ Kaum war er aber noch so an
20 Schritte fortgelaufen, so kam eine feindliche Kanonenkugel daherge-
saus't und riß ihn so aus einander, daß ordentlich die Fetzen von sei-
nem Leibe umherschlugen. Plötzlich hieß es auch bei uns, daß unser
Vater Blücher verwundet sein solle. Was das aber für eine Wuth
bei uns hervorbrachte, kann ich Euch gar nicht sagen. Gläcklicherweise
ist die Wunde aber nur leicht gewesen, so daß der Alte, der trotz der
vielen Jahre, die er schon auf dem Rücken hatte, noch so fest und ge-
sund wie ein junger Bursche, bald wieder im Sattel sitzen konnte.
Gegen drei Uhr, als wir schon manchen schweren Verlust erlitten,
aber noch nichts vollbracht hatten, hieh ed auch für uns: Vorwärts!
d'rauf! Ein höllisches Gefecht entspann sich nun in den Dörfern vor