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„Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Angelegen-
heit, die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder be-
fremden noch erschrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink
über mein Vorhaben, das jetzt zur Reife gediehen ist. — Deutschland
steht auf; der preußische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch
seine kühnen Flügelschläge die große Hoffnung einer deutschen, we-
nigstens norddeutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Va-
terlande, — laß mich ihr würdiger Jünger sein. — Ja, liebster
Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene glückliche
und sorgenfreie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei's auch mit
meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Nenn's nicht
Uebermuth, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es
so nennen lassen, jetzt, da ich weiß, welche Seligkeit in diesem Leben
reifen kann; jetzt, da alle Sterne meines Glücks in schöner Milde
auf mich niederleuchten, jetzt ist es bei Gott ein würdiges Gefühl,
das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Ueberzeugung, daß kein Op-
fer zu groß sei für das höchste menschliche Gut, für seines Volkes
Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes väterliches Herz: Theodor
ist zu größeren Zwecken da, er hätte auf einem andern Felde Wich-
tigeres und Bedeutendes leisten können, er ist der Menschheit noch
ein großes Pfund zu berechnen schuldig. Aber, Vater, meine Mei-
nung ist die: Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre
seiner Nation ist Keiner zu gut, wohl aber sind Viele zu schlecht dazu!
— Hat mir Gott wirklich etwas mehr als gewöhnlichen Geist ein-
gehaucht, der unter Deiner Pflege denken konnte, wo ist der Augen-
blick, wo ich ihn mehr geltend machen kann? — Eine große Zeit
will große Herzen, und fühl ich die Kraft in mir, eine Klippe sein
zu können in der Völkerbrandung, ich muß hinaus und dem Wogen-
sturm die muthige Brust entgegendrücken. Soll ich in feiger Begei-
sterung meinen siegenden Brüdern meinen Jubel nachleyern 7 — Soll
ich Comödien schreiben auf dem Spotttheater, wenn ich den Muth
und die Kraft mir zutraue, auf dem Theater des Ernstes mitzuspre-
chen? — Ich weiß, Du wirst manche Unruhe erleiden müssen, die
Mutter wird weinen! Gott tröste sie! ich kann's Euch nicht ersparen. Des
Glückes Schooßkind rühmt'ich mich bis jetzt, es wird mich jetzt nicht
verlassen. — Daß ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; daß aber
dies Leben mit allen Blüthenkränzen der Liebe, der Freundschaft, der
Freude geschmückt ist, und daß ich es doch wage, daß ich die süße
Empfindung hinwerfe, die mir in der Ueberzeugung lebt, Euch keine
Umrahe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein