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und schlug es auseinander. Großbeeren wurde im Sturm genommen.
Bald zerstreute sich das ganze Heer der Franzosen in Busch und Sumpf.
Die hereinbrechende Nacht schützte dasselbe vor Verfolgung.
Die ermüdeten Sieger blieben auf dem Wahlplatze und pflegten
der Ruhe. Tiefe Finsterniß bedeckte das Schlachtfeld. Die Berliner,
welche mit fieberhafter Angst den Kanonendonner gehört, schickten Bo-
ten über Boten, um sich nach dem Stande der Schlacht zu erkundigen
und als noch spät in der Nacht die 14 eroberten Kanonen, 60 Pul=
verwagen und 1800 Gefangene in die Stadt gebracht wurden, da er-
hob sich unendlicher Jubel über die Rettung aus der drohenden Gefahr.
Man stürzte aus den Häusern auf die Straßen, umarmte und beglück-
wünschte einander und pries die Tapferkeit des jungen Heeres. Am
nächsten Morgen aber in aller Frühe sah man ganze Reihen von Kar-
ren und Wagen mit Erfrischungen aller Art, selbst Frauen mit Körben,
Männer mit schweren Lasten nach dem Schlachtfelde eilen. Es galt
den unglücklichen Verwundeten, die auf nasser Erde in ihrem Elende
lagen. Sie wurden verbunden nach Berlin gebracht und von zarten
Frauenhänden mit höchster Sorgfalt gepflegt. Und was dabei am
schönsten war: Freund und Feind empfingen dieselbe Pflege. Auch
der Kronprinz von Schweden erschien, besah das Schlachtfeld, lobte
die Tapferkeit der Preußen, denen er gestern jede Hülfe versagt hatte,
nahm aber den Ruhm des Sieges für sich selber in Anspruch.
260. Schlacht an der Katzbach,
am 26. Aug. 1813.
Rehmt euch in Acht vor den Bächen,
Die da von Thieren sprechen,
Jetzt und hernach! —
Rückert.
Drei Tage nach der Schlacht bei Großbeeren gewann Blücher
einen glorreichen Sieg über die Franzosen. Er sollte Schlesien decken
und stand bei Jauer an der wüthenden Neiße. Napoleon, der sich
dem Hauptheere gegenüber bei Dresden befand, hatte den Mar-
schall Macdonald in Schlesien zurückgelassen. Blücher beschloß, über
die Katzbach zu gehen und die Franzosen anzugreifen; Macdonald
wollte dasselbe thun. Der Himmel hatte aber beiden eine so dicke Re-