Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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tier zum Kronprinzen von Schweden. Der wollte aber keine Schlacht 
wagen. Da beschloß Bülow, wie bei Großbeeren, auf eigene Verant— 
wortung die Franzosen anzugreifen. Unterdessen traf der General Ber- 
trand auf Tauenzien in den Weinbergen bei Jüterbogk. Die Kanonen 
begannen alsbald zu spielen, und die Bataillone rückten zum Kampfe. 
Als Bülow den Kanonendonner hörte, ließ er seine Schaaren zusam- 
mentreten, erzählte ihnen mit feurigen Worten, wie ihre Waffenbrüder 
unter dem alten Blücher an der Katzbach in Schlesien einen glorreichen 
Sieg erfochten, und ermahnte sie, heute mit gleicher Tapferkeit zu 
kämpfen. Mit unendlichem Jubel wurde diese Nachricht aufgenommen 
und mit flammender Begeisterung gingen die Krieger in die Schlacht. 
Voran die Brigade Thümen. Ihr folgte die Brigade Krafft. Die 
Brigade Borstell war noch nicht zur Stelle. Tauenzien wartete unter- 
dessen sehnsüchtig auf Hülfe. Sie kam. Nachmittags gegen vier Uhr 
erscholl plötzlich Kanonendonner rechts von Dennewitz her. Dadurch 
wurden die Franzosen unangenehm überrascht. Sie stutzten. Tauen- 
zien's Truppen empfingen frischen Muth. Er machte mit ihnen einen 
neuen Angriff. Mit Hurrah sprengte die Reiterei in die Feinde, durch- 
brach ihre Reihen und richtete große Verwirrung unter ihnen an. 
Der Kanonendonner von Dennewitz wurde lauter; man war hier 
hart an einander gerathen. Ein furchtbares Geschützfeuer der Franzo- 
sen riß große Lücken in die Reihen der Preußen, die ihr Geschütz nicht 
so rasch durch die Schlucht hatten bringen können, aus welcher sie so 
eben heraufgestiegen. Vergeblich ist das heldenmüthige Beispiel der 
Offiziere, vergeblich alle Tapferkeit der Soldaten; sie müssen zurück. 
Da ruft Thümen den Weichenden zu: „Ein Feigling, wer noch einen 
Schritt zurückgeht!“ und die Reihen standen wie Mauern. 
Bülow selbst befand sich bei dem Dorfe Gölsdorf. Hier floß 
Bruderblut, denn seine Gegner waren Sachsen. Sie wurden aus dem 
Dorfe geworfen, nahmen es wieder, und wurden abermals hinaus- 
geworfen. So wogte die Schlacht hin und her. Thümen, der von 
Bülow Hülfe erhalten, hatte den Angriff wieder erneuert. Er war 
überall, dort ermuthigte, hier ordnete er die Schaaren, dabei wurden 
ihm zwei Pferde unter dem Leibe erschossen. Hüben und drüben don- 
nerten die Kanonen und spieen Kartätschen und Granaten, die bei ih- 
rem Aufschlagen von der pommerschen Landwehr mit Hurrah und Vor- 
wärts begrüßt wurden. Im Gehölz und am Bach, in Gärten und in 
Scheunen knatterten die Gewehre. Dort klirrten die Bajonette, hier 
jagten Reitergeschwader durch die Staub= und Rauchwolken, welche
	        
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