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Dresden. Hier ging es aber nicht so glücklich wie dort. Dresden
sollte im Sturme genommen werden. Anfangs schien dieser Plan zu
gelingen. Als aber Napoleon mit seinen Garden herbei eilte, nahm
der Kampf plötzlich eine andere Wendung. Die Franzosen leisteten
überall den hartnäckigsten Widerstand. Die Preußen, welche bereits
eine Vorstadt Dresdens genommen hatten, wurden zurückgetrieben; auch
die Oesterreicher mußten einige eroberte Schanzen wieder aufgeben.
Der einbrechende Abend brachte eine kurze Waffenruhe. Am folgenden
Tage erneuerte Napoleon den Angriff, und die Verbündeten mußten
trotz aller Tapferkeit den Rückzug nach Böhmen antreten. Dieses Land
wird von Sachsen durch ein hohes Gebirge getrennt, über das nur
einzelne Straßen führen, die von einem Heere zu passiren sind. Um
nun den Verbündeten den Weg nach Böhmen zu versperren, hatte ih-
nen Napoleon seinen General Vandame mit 30,000 Mann vorausge-
schick. Dadurch wurde ihre Lage höchst gefährlich, denn die Truppen
konnten, wie sie einzeln von den Gebirgspässen herab stiegen, völlig
aufgerieben werden. Aus dieser drohenden Gefahr rettete der aufop-
fernde Heldenmuth von 8000 Mann russischer Garden, unter ihrem
Generale Ostermann, die sich bei Kulm, einem böhmischen Dorfe unweit
Töplitz, den Franzosen entgegen warfen. Wie Mauern standen die rus-
sischen Männer. Die Hälfte von ihnen lag bereits in ihrem Blute,
ihrem Führer riß eine Kanonenkugel den linken Arm weg; dennoch be-
hauptete die Heldenschaar, der vom Könige Friedrich Wilhelm ein
österreichisches Reiterregiment als Verstärkung zugeführt wurde, bis zum
Abend muthig den Platz. Am folgenden Tage griffen die Verbündeten,
durch neue Zuzüge verstärkt, die Franzosen auf den Höhen bei Kulm
an, stießen aber auf heftigen Widerstand. Da brachte der General
von Kleist, der mit seinen Preußen von den Nollendorfer Höhen herab
den Feinden in den Rücken fiel, die blutige Entscheidung. Die Fran-
zosen wurden umzingelt und mußten sich, 10,000 an der Zahl, mit
ihrem General gefangen geben. Die Hauptarmee war nun gerettet.
Der tapfere Kleist erhielt aber von seinem Könige für sich und seine.
Nachkommen den ehrenden Beinamen „Graf Kleist von Nollendorf.“