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Ney mit neuen Truppen heran. Da kommandirt York: „Branden-
burgisches Husarenregiment vor!“ und General Horn ruft: „Wir wol-
len einmal ein Hurrah machen!“ Da sausen die Schwerter, da krachen
die Kolben, da färben sich die Bajonnette mit rothem Blute, und die
Feinde fliehen bis vor die Mauern Leipzigs.
Beim Anbruche der Nacht ruht der Kampf. Acht brennende Dör-
fer beleuchten das Schlachtfeld. Das Wehklagen und Winseln der
Verwundeten und Sterbenden tönt durch die Stille der Nacht. Ach,
wie viel Jammer und Elend ist da auf engem Raume beisammen!
Wie viele junge Herzen, glücklicher Eltern Hoffnung und Freude, mögen
da in der rauhen Herbstnacht verblutet sein! Am folgenden Tage
ruhete die Schlacht. Es war ein Sonntag. Napoleon machte Frie-
densvorschläge, sie wurden aber verworfen.
Düster und trübe war der Morgen des 18. October. Die Heere
der Verbündeten hatten noch bedeutende Verstärkungen erhalten. Wäh-
rend der Schlacht gingen auch einige sächsische und würtembergische
Heerhaufen von den Franzosen zu ihren deutschen Brüdern über. Auf
einem Raume von einer Quadratmeile standen nun 500,000 Krieger
zum Kampfe bereit. Bei Connewitz entbrannte die Schlacht von
Neuem, Napoleon bot alle Kunst und alle Kühnheit auf, um zu sie-
gen, allein sein Glückstern neigte sich. Die Verbündeten drangen überall
siegreich vor, doch jeder Fußbreit Landes mußte mit Strömen Blutes
erkauft werden. Furchtbar war der Kampf um das Dorf Schönfeld,
das von den Russen unter Langeron angegriffen wurde. Siebenmal
rückt man im Sturmschritt vor, das große Dorf steht in Flammen,
der Marschall Marmont aber weicht nicht. Am gräßlichsten wüthete
der Kampf beim Dorfe Propstheida, wo sich die Hauptstellung der
Franzosen befand. Jedes Haus war zu einer Festung eingerichtet
worden. 300 Kanonen donnerten von hieraus gegen die Verbündeten.
Berge von Leichen thürmten sich auf, das Blut floß in Strömen durch
die Dorfgassen, und hier hat mancher Jüngling unsere Freiheit mit
seinem blühenden Leben bezahlt. Napoleon saß in der Nähe auf einer
Anhöhe und leitete die Schlacht. Gegen Abend häben die Verbün-
deten einen vollständigen Sieg erfochten. In der Nacht schon befahl
Napoleon den Rückzug. Am 19. früh begann der Sturm auf Leipzig
von drei Seiten. Die Preußen unter Bülow nahmen zuerst das grim-
ma'sche Thor. Der Major Friccius schlug mit dem Gewehrkolben eine
Wand des Thorschreiberhauses ein; die Soldaten folgten und drangen
in die Stadt. Ueberall lag es hier schon voll von Verwundeten und
Todten. Man hatte Schleusen öffnen müssen, um das Blut ablaufen