404
Als nun das Heer in Schlachtordnung stand, erscholl das erste Kom-
mandowort: Brigade Marsch! Wie ein Echo hallte es nach: Regi-
ment Marsch! Bataillon Marsch! Die Heersäulen setzten sich in
Bewegung wie zur Parade vor dem Könige. Gestriegelt und gebügelt
waren die Krieger freilich nicht; aber unter den vom Regen= und
Kugelwetter zerfetzten Landwehr-Uniformen schlugen Heldenherzen. So
ging es die Hügelreihe hinauf, ein seltenes Naturwunder, ein Strom,
der bergan seinen ungestümen Lauf nahm. In diesem Augenblicke
brach die Sonne hell durch die trüben Wolken, als wollte sie uns
Glück und Sieg verkünden, und die Bajonette funkelten in leuchtendem
Glanze. Da stimmten die Colberger und die vom Regiment Kronprinz
voll der Begeisterung das Volkslied an:
Heil Dir im Siegerkranz,
Herrscher des Vaterlands!
Alle Musikchöre stimmten ein; aus vielen tausend Kehlen ertönte
der Gesang; jubelnd stiegen wir die Anhöhe hinauf. Kaum mochten
die Spitzen der Bajonette darüber fortblitzen, als die erste feindliche
Granate in unsere Reihen schlug und krachend zerplatzte. Mit Hurrah
wurde dieser unhöfliche Gruß erwiedert. Nun war die Anhäöhe erstie-
gen. Leipzig mit seinen Thürmen und Giebeln in der Ferne, die
Gärten der sonst so freundlichen Liederstadt, das Getümmel der Rosse
und Geschütze in der Ebene entfalteten ein an Scenen aller Art reiches
Bild vor unsern Blicken. Die leichten Truppen, welche den Aufmarsch
gedeckt hatten, kehrten zurück, unsere Batterien wurden losgebrannt und
übertönten mit ihrem Domer unsern Gesang. Für uns war die
Schlacht nun eröffnet.
— — — — —
274. Einzug in Paris,
(31. März 1814.)
Wo liegt Paris? — Paris? — da hier!
Den Finger drauf, das nehmen wir!
A. Kopisch.
Noch bevor das Jahr 1813 zu Ende ging, fielen die meisten
Festungen, welche die Franzosen in Deutschland besetzt hielten, in die
Hände der Verbündeten. Aber der Krieg konnte nur in Paris, der
Hauptstadt Frankreichs beendet werden; dort allein war der Friede
zu finden. Dies erkannte besonders Blücher. In der Neujahrsnacht