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kreuzt wird, traf Ney auf jene Truppen, die Wellington unter dem
Erbprinzen von Oranien vorausgeschickt hatte, und das Treffen begann
Nachmittags um 2 Uhr. Endlich kam auch der Herzog Wilhelm von
Braunschweig, derselbe, der 1809 den kühnen Marsch mitten durch
Deutschland machte, ein ewiger Feind Napoleons, mit seinen Soldaten
auf dem Schlachtfeld an. Lange schwankte der Sieg. Als mun der
Feind mit großen Massen vordrang, setzte sich der Herzog an die
Spitze seiner schweren Uhlanen und sprengte vor; aber er wurde durch
ein lebhaftes Flintenfeuer zurückgeworfen, uud indem er sich bemühte,
die Ordnung wiederherzustellen, erhielt er einen Schuß in die Brust.
Er sank vom Pferde. Seine Treuen trugen ihn aus dem Gesechte;
aber als sie ihn niederlegten, war ihm schon das Leben entflohen. —In-
dessen rückten immer neue Verstärkungen von Brüssel her heran, so daß
Ney nicht hindurchbrechen konnte, sondern sich am späten Abend zurück-
ziehen mußte. Franzosen und Verbündete hatten sich an diesem bluti-
gen Tage mit großer Tapferkeit geschlagen. Der Prinz von Oranien
z. B. hatte sich zu weit gewagt, und wurde vom Feinde umringt; aber
ein Bataillon Niederländer befreite ihn wicder. Da rieß er seinen eige-
nen Orden ab, warf ihn mitten unter sie, und rief: „Kinder, ihr Alle
habt ihn verdient!“ Man befestigte darauf das Ehrenzeichen an die
Fahne.
279. Entscheidungsschlacht bei Bellealliance,
18. Juni 1815.
Von Waterloo ertönet
Das letzte Lied daher,
Das ist ein dumpfes Heulen,
Wie Todtengesang so schwer!
Es tönt von einer Sonne,
Die untergeht in Blut,
Es tönt von einer Insel,
Die ragt aus Meeresfluth.
Es tönt von einer Eiche,
Die Wettersturm zerbrach;
Das Lied wird klingen und schallen
Bis an den jüngsten Tag!
Ortlepp.