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Wellington hatte seine Stellung in der Nähe von Brüssel genom—
men. Im Rücken der Anhöhen, die er besetzt hielt, ward er durch einen
Wald gedeckt. Vor ihm lagen zwei Meierhöfe, die er in Festungen
umgewandelt hatte. Am 17. ließ er Blücher sagen, wenn er ihm nur
zwei Heerhaufen schicken könne, so wolle er getrost mit 80,000 Man
gegen 120,000 Franzosen den Kampf wagen. „Mit meinem gan-
zen Heere will ich kommen,“ war die Antwort, „und wenn die Fran-
zosen nicht angreifen, so wollen wir es thun.“ Als er am Morgen
des 18. aus dem Bette aus's Pferd wollte, hielt ihn der Wundarzt
zurück, um ihm die gegquetschte Seite noch einzureiben. Er wehrte
aber mit beiden Händen ab und rief: „IAch, nicht erst noch schmieren:
ob ich heute balsamirt oder unbalsamirt in die andere Welt gehe, wird
wohl so ziemlich einerlei sein.“ Das Heer brach auf. Die Truppen
waren aber noch sehr angegriffen von der vorgestrigen Schlacht. Der
Weg war weit, der Boden ganz durchweicht, der Regen stürzte in Strö-
men vom Himmel, und nur mit unsäglicher Mühe konnte das Heer
vorrücken. Blücher war überall; den Regen nennt er seinen Bundes-
genossen von der Katzbach, wodurch dem Könige wieder viel Pulver
erspart werde. Er räth, ermahnt, befiehlt, ruft sein bekanntes: „Vor-
wärts Kinder!“ Trotz alledem muß er das Gemurmel hören: „Es geht
nicht! Es ist unmöglich!“ Da redet er mit tiefster Bewegung und Kraft
seine Kriezer an: „Kinder, wir müssen vorwärts! Es heißt wohl, es
geht nicht, aber es muß gehen! Ich habe es ja meinem Bruder Wel-
lington versprochen, hört Ihr wohl? Und Ihr wollt doch nicht, daß
ich wortbrüchig werden soll?“ Das wirkte. Doch erst gegen 5 Uhr
Nachmittags kamen die ersten Züge auf dem Schlachtfelde an. Es war
die höchste Zeit, denn Wellington wurde hart gedrängt. Napoleon
hatte des Morgens froh ausgerufen: „Ha, nun habe ich sie, diese Eng-
länder:“ 130000 Mann stürzten sich auf 80,000. Den ganzen Tag
ging's Sturm auf Sturm. Die Engländer fingen endlich an zu wanken.
Wellington rief ihnen zu: „Brüder, wir müssen uns tapfer halten, wir
dürfen nicht geschlagen werden, was würde man in England sagen?“
Und seine Truppen hielten sich über ihre Kräfte. Er schickte Boten über
Boten an Blücher ab. Er kam nicht. Seine Reihen wurden immer
dünner. Schon sind die Straßen nach Brüssel mit Flüchtlingen aus
dem englischen Heere bedeckt, und Napoleon sendet Boten mit der Sie-
gesnachricht nach Paris. Da setzt sich Wellington fast in Verzweiflung
auf die Erde und spricht: „Hier will ich bleiben und keinen Fußbreit
von dannen weichen.“ Und gegen 5 Uhr ruft er seufzend: „Ich wollte
es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!“ Bald darauf hörte er im