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Räuber habe ich nach Verdienst bestraft. Wären sie wahre Edelleute
gewesen, so hätten sie edle Thaten verübt und nicht ein so schändliches
Gewerbe getrieben.“ Seine Gerechtigkeitsliebe bewies er durch die
Stiftung des Kammergerichts in Verlin, dessen Aussprüchen er sich
selbst unterwarf; er führte gleiche Maaße, Ellen und Gewichte ein,
und gründete zu Frankfurt an der Oder die erste Universität des Landes.
Er bereisete häufig das Land, „um uns,“ wie er selbst sagte, „des
Regiments und des Wesens in unsern Städten und Dörfern zu erkun-
digen und ferner gnädiglich zu helfen und zu rathen.“ Er pflegte zu
sagen: „Der Adel ist mein Haupt, der Bürger mein Herz, und der
Bauer der starke Fuß, der Haupt und Herz und mich selbst trägt.“
33. Kurfürst Joachim.
Der Kurfürst war's, der erste Joachim,
Er saß zu Hof, da naht ein Kaufmann ihm —
Wo fänd' er vor der Räuber Macht und Trutze
Noch Hülfe sonst als in des Fürsten Schutze!
Der Kaufmann klagt, im Wald, unweit Berlin,
Beraubt' in jüngster Nacht ein Räuber ihn,
Und nach dem Raub, das Schlimmste zu vollenden,
Schnürt ihn der Räuber fest an Fuß und Händen.
Da half kein Fleh'n, in einer Grube Schlamm
Ward er gestürzt — fast war es wundersam,
Daß in den Banden, die ihn eng umschnüren,
Ihm doch gelang befreiend sich zu rühren.
Er löst den Knoten, klimmt hinauf den Sand, —
Nun steht er hier, ein Zeugniß frecher Hand,
Ein wüstes Bild des Raubes und der Pfütze,
So trat er hin vor seines Fürsten Sitze.
So trat er hin und fleht' Gerechtigkeit
Der Missethat, die doppelt Rache schreit,
Weil nicht im Dunkel, nein, im Glanz des Fürsten
Sich Jene bergen, die nach Raube dürsten.