Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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(Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer 
springt). Leider war es ein Kirchenfürst aus dem hohenzgollernschen 
Hause, Joachim's Bruder, Erzbischof Albrecht von Magdeburg und 
Kurfürst von Mainz, der dem Tetzel den Auftrag zum Ablaßhandel er- 
theilt hatte und seinen Vortheil daraus zog. Die Universität zu Frank- 
furt hatte sich Tetzel's angenommen und ihm feierlich und öffentlich den 
Doctorgrad verliehen. Dafür bereitete der neue Doctor den Frank- 
furter Studenten das Vergnügen, daß er persönlich die Schriften 
Luther's auf eine höchst lächerliche Weise verbrannte. Mit der Uni- 
versität zu Frankfurt wollte es übrigens nicht recht voran. Gelehrte, 
die nach den Worten Joachim's in der Mark so selten waren, wie 
„weiße Raben“, wurden auf ihr wenige gebildet. Schaarenweise 
strömten die studirenden Jünglinge nach Wittenberg; nach Frankfurt 
aber kamen nicht viele. Das verdroß den Kurfürsten. Auch fühlte 
er sich verletzt, daß ein armes Mönchlein wie Luther mit so freimüthiger 
Strafpredigt gegen so große Kirchenfürsten auftrat; er nahm es über- 
dies als einen Schimpf gegen sein eigenes kurfürstliches Haus auf, 
daß Luther die Anordnungen seines Bruders, des Erzbischofs Albrecht, 
so scharf geißelte. Dazu kam noch, daß sich Luther's Feder gegen 
Joachim selbst wandte, da er ihm vorgeworfen hatte, daß er die Bibel 
an hundert Stellen falsch übersetzt habe. So trat bei dem Kurfürsten 
zu der festen Ueberzeugung, daß der Mönch Verkehrtes lehre, noch per- 
sönlicher Haß. Selbst das Auftreten Luther's auf dem Reichstage zu 
Worms machte auf ihn keinen günstigen Eindruck. Er verbot in seinen 
Landen die Verbreitung der reformatorischen Schriften und den Ueber- 
tritt zur neuen Lehre. Noch höher stieg sein Zorn, als er die Ver- 
irrungen sah, welche durch die mißverstandenen Lehren Luther's hervor- 
gerufen wurde, als Karlstadt die Kirchen verwüstete, als die Burgen 
der Ritter in den Bauernkriegen in Flammen aufgingen, als die 
Wiedertäufer ihr schmachvolles Wesen trieben. 
Auf dem Reichstage zu Augsburg (1531) itrug Joachim's hef- 
tiges Auftreten viel zur Erhöhung der Spaltung bei, und seine drohen- 
den Reden veranlaßten die Evangelischen, sich im Bunde von Schmal- 
kalden zur Vertheidigung ihres Glaubens zusammenzuschließen.
	        
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