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Der König ruft, die Fürsten haben's Acht,
Es sammelt sich der Polen Heeresmacht,
Um Preußens Heidenvolk mit einem Schlag
Ganz auszurotten von der Erde Tag.
Das war am Ossafluß. Da traten zwei
Betagte Männer vor den König frei:
„Du großer Polenkönig Boleslav,
Es freut uns, schlägst du heut die Preußen brav.“
„Undank erfuhren wir in ihrem Schooß;
Wir sind mit dir, die Rache werde groß!
Du findest durch die Sümpfe nicht den Weg,
Wir aber kennen jeden Pfad und Steg.“
„Doch König, merk's, wir wagen Ehr'’ und Glück —
Wir dürfen nie ins Preußenland zurück.“ —
Er sprach: „Ich weiß, das Alter geizt nach Gold;
Ihr meint, ich soll euch zahlen theuern Sold.“
Sie sprachen: „Herr, der Preuße haßt Verrath,
Verfluchen würd’ er uns um solche That“
Er sprach: „Seid ruhig, meinem Schwert entrinnt
Kein Preuß' und Preußenweib und Preußenkind!“
„Wohlan, es sei! und was begehrt ihr Sold's?
Seid ihr's zufrieden: Fünfzig Stücke Gold's?“
Sie sprachen: „Jedem!“ Aber er: „Zum Pfand
Steht euer Leben, wißt, in meiner Hand.“
Sie schlugen ein. Sie führten all sein Heer
Durch Sumpf und düstre Waldung kreuz und guer,
Den Wald zur Rechten, aber links das Moor,
D'raus stieg ein gistig dumpfer Qualm hervor.
Do sprach der Polenkönig zorngesinnt:
„Schafft mir hierher das Preußenvolk geschwind;
Denn dieses schiene mir so recht der Ort,
Daß ich dem Volk der Preußen hielte Wort!“