Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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43. Die Schlacht bei Tannenberg. 
1410. 
Unter dem deutschen Orden war das alte Preußen zu großem 
Wohlstande emporgeblüht. Die Städte Danzig, Thorn und Elbing 
besaßen ungeheuere Reichthümer. 
Danzig allein konnte 50,000 Bewaffnete in's Feld stellen. Selbst 
in die niedrigsten Hütten hatte der Reichthum seine goldene Bahn ge- 
funden. Ein Bauer lud einmal den Hochmeister Konrad von Jungingen 
zu einem Gastmahle ein. Als dieser in das Speisezimmer trat, fand 
er den Tisch mit den ausgesuchtesten Speisen und Getränken besetzt. 
Um denselben standen zwölf Tonnen, die als Sitze dienen sollten. Elf 
davon waren ganz, die zwölfte aber erst halb mit Gold gefüllt. Der 
Hochmeister staunte nicht wenig. Der Bauer bot ihm aber nach der 
Tafel den ganzen Schatz als Geschenk an. Konrad lehnte indeß das 
freundliche Anerbieten nicht nur ab, sondern befahl gar, die zwölfte 
Tonne noch vollends mit Gold zu füllen, damit er sagen könne, er 
habe einen Bauer in seinem Lande, der zwölf Tonnen Goldes besitze. 
Der große Reichthum gereichte dem Orden aber zum Verderben. 
Die ungeheuern Einkünfte boten den Rittern die Mittel zu Genüssen 
aller Art, und so versanken sie nach und nach in ein üppiges, schwel- 
gerisches Leben, und als die Zeit kam, wo es nöthig gewesen wäre, 
ihre ganze Macht gegen äußere Feinde zu richten, da war die Kraft, 
mit welcher sie sonst so Großes ausgerichtet hatten, von ihnen gewichen. 
Schon manchen Kampf hatte der Orden mit seinen Grenznachbaren, 
den Polen, glücklich bestanden, da wollte es die Vorsehung, daß er 
von diesen Feinden den Todesstoß erhalten solle. Der Polenkönig 
Jagello beabsichtigte schon lange einen Kriegeszug gegen den Orden. 
Der Hochmeister Ulrich von Jungingen wußte das und wollte ihm zu- 
vorkommen, ließ sich aber so lange hinhalten, bis Jagello sich mächtige 
Bundesgenossen erworben und mit einem Heere von 160,000 Mann 
und 60 Kanonen in's Feld ziehen konnte. Der größte Theil dieses 
Heeres war wenig geübt im geordneten Kampfe und außerdem mangel- 
haft bewaffnet. Das Ordensheer war 83,000 Mann stark, darunter 
40,000 Reiter. Hinsichtlich des Geschützes waren die Ritter den Polen 
überlegen. Die Polen fielen in das Ordensland. Die Dörfer und Städte, 
welche an der Gränze lagen, gingen in Flammen auf; die Bewohner wur- 
den auf's grausamste mißhandelt; man hörte nur von Mord und Todtschlag,
	        
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